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01.06.2016 , 12:53 Uhr
Schade eigentlich. Endlich mal Raum für eine eingehendere Analyse - und dann doch nur eine Ausgabe des Volkshochschulseminars „Theaterverrisse leicht gemacht“... Dass man ein Stück nicht mag und grundsätzlich verweigert, sich auf die Sache einzulassen, dass man darüber hinaus persönlich etwas gegen Henning Scherf hat, hätte sich auf weniger Zeilen mitteilen lassen.
Das hätte den Autor dann auch der misslichen Lage enthoben, Gegenargumente aus Kontexten entlehnen zu müssen, die dem eigentlichen Gegenstand fremd sind. Mit Erwartungshaltungen an eine Gerichtsverhandlung, die eher an „Barbara Salesch“ und „Alexander Holt“ orientiert sind, werden hier Maßstäbe errichtet, die dem Text wie dem Bühnengeschehen gleichermaßen unangemessen sind. So wird die RTLisierung geradezu eingeklagt.
Von Theaterfiguren eine „Erkenntnis-Entwicklung“ zu erwarten, mag in der Tradition des klassischen Dramas angehen, ist angesichts einer Gerichtsverhandlung aber ziemlich widersinnig. Der Täter, aus dem es vor Gericht plötzlich herausbricht „Oh Gott, was hab ich da nur getan!“ - ist wohl auch eher den Zurichtungen gerichtlicher Realität entnommen, wie sie das Privatfernsehen bereithält, als dieser Realität selbst.
Man kann ja mit einiger Berechtigung darüber streiten, ob „Terror“ ein spannendes Stück ist, ob es überhaupt verdient, ein Stück genannt zu werden. Ich zum Beispiel, in meiner Eigenschaft als Regisseur, habe mich gegen dieses Stück entschieden, weil einerseits alles in mir sich gegen seine rigide Gerichtsoberfläche wehrt und darauf drängt, sie auf die eine oder andere Weise aufzubrechen, auszuhebeln, weil ich aber andererseits die verbindliche juristische Verkehrsform für den konstitutiven Faktor des Stücks halte. Mit anderen Worten: jeder Versuch, zu theatralisieren, ja auch nur zu psychologisieren, zu emotionalisieren, scheint mir dem Charakter des „Stücks“ zuwiderzulaufen.
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