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24.06.2025 , 10:50 Uhr
Die Studie bezieht sich auf heutige Personen, und heutige politische Radikalisierung. Nicht auf historische Regime. Dass historische Gewaltverbrechen auch von linken Akteuren begangen wurden, steht außer Frage. Aber mein Punkt war ein anderer: Ich halte die derzeit häufige Hufeisenrhetorik für problematisch. Ob strategisch eingesetzt oder nicht, rechte Gewalt wird damit relativiert. Es geht nicht darum, wer jemals schlimmer war, sondern wie man aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen differenziert beschreibt.
zum Beitrag23.06.2025 , 15:30 Uhr
Stimmt, ich habe einen Ideologiebegriff beschrieben, der einer bestimmten Tradition folgt. Und Zmigrod stützt sich wohl auch auf Theoretiker aus genau jener Tadition, benutzt aber dann einen vollkommen anderen Ideologiebegriff, als diese Theoretiker. Das erscheint mir nicht kohärent, insbesondere weil das Konzept "Ideologie" zentral in der kritischen Theorie ist. Und für mich schwingt bei einer Verengung des Ideologiebegriffs auf die politischen Ränder auch immer die Implikation mit, es gäbe so etwas wie eine ideologiefreie politische Mitte. Diese Annahme halte ich für gefährlich.
Dass Vertreter der beiden Theorien gleichgesetzt werden, halte ich ja gerade für das Problem. Hass auf ein System ist doch etwas ganz anderes, als Hass auf Menschen. Und nein, Unduldsamkeit bis hin zur offenen Aggressivität gegenüber Anderen ist nicht einfach "auch" linksaußen zu finden. Genau das ist ja das Problem dieser Hufeisenrhetorik. Es gab im Jahr 2024 über sechs mal mehr Straftaten aus dem rechtsextremistischen Spektum, als aus dem linksextremistischen. Da ist jedes "auch" ohne Kontextualisierung entweder eine Relativierung der Gewalt aus dem Rechtsextremismus.
zum Beitrag23.06.2025 , 12:04 Uhr
Der Ideologiebegriff in diesem Interview ist äußerst problematisch. und sogar politisch riskant. Zmigrod verwendet „Ideologie“ primär im Sinne eines rigiden, moralisch absoluten Denkens – als wäre Ideologie vor allem ein psychologischer Defekt. Damit ignoriert sie völlig den ideologiekritischen Begriff, wie er etwa bei Marx, Adorno (den sie ja anscheinend gelesen hat) oder Gramsci entwickelt wurde: Ideologie ist dort kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftlich wirksames Verhältnis, das Machtstrukturen verschleiert. Sie ist nicht nur am Rand zu finden, sondern durchzieht die ganze Gesellschaft. Auch die „Mitte“ ist nicht ideologiefrei.
Noch problematischer wird es, wenn Zmigrod linke und rechte Ideologien psychologisch gleichsetzt. Auch wenn sie betont, keine Hufeisentheorie zu vertreten, läuft ihre Argumentation genau darauf hinaus: Radikale Kapitalismuskritik und rassistische Weltbilder werden nur nach „kognitiver Rigidität“ bewertet. Ihre inhaltlichen Unterschiede spielen keine Rolle. Damit verwischt sie den Unterschied zwischen autoritärem und emanzipatorischem Denken. Das ist nicht nur wissenschaftlich fragwürdig, sondern auch politisch riskant
zum Beitrag