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04.04.2024 , 09:34 Uhr
Danke Dominic Johnson, ich schätze ihren realistischen, nicht eurozentrischen Blick auf Afrika schon sehr lange. Dies hier ist vielleicht die schonungsloseste und zutreffendste Einschätzung, die ich deutsch- und englischsprachigen Medien (ich folge sehr vielen) bisher gelesen habe. Ich kenne den Sudan seit 1985, habe dort und in den Nachbarländern viele Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit und Geflüchtetenhilfe gearbeitet. Schwierig wars immer, aber der mit dem aktuellen Zusammenbruch der letzten Reste von Staatlichkeit und der Barbarei aller kämpfenden Seiten scheint alles einzutreffen, was ich seit gut 30 Jahren befürchte. „Fluchtursachenbekämpfung“ war schon illusionär, als die deutsche Regierung sie vor Jahren als Motiv für die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Ländern entdeckte. In der zwischenstaatlichen „Zusammenarbeit“ ging es Deutschland und der EU schon immer mehr um die eigenen Interessen als um die der dortigen Bevölkerungen. Im zivilgesellschaftlichen Bereich war es meist besser, partizipativer, eher auf Augenhöhe (doch auch nicht frei von gutwillig herablassendem Paternalismus) - aber das war meist ein Nebenschauplatz. Die nächste „Flüchtlingswelle“ wird wohl aus dem Sudan kommen. Die 8 Milliarden der EU für das ägyptische Regime wird sie nicht verhindern. Unter den Geflüchteten, mit denen ich hier im Rheinland zu tun habe, sind bereits einige Südsudanesen, die vor Jahren aus Juba nach Khartoum geflohen waren, und 2013 von dort über Ägypten oder Tschad/Libyen Richtung Europa. Sie hatten weniger zu verlieren und haben sich früher auf den Weg gemacht als die Nordsudanesen. Mit der Ankunft der letzteren rechne ich demnächst. Westafrikaner treffen auch bereits vermehrt ein. Zeit, dass wir unsere Zukunftsfähigkeit endlich in ihrer ganzen Größe und Komplexität annehmen: Wirtschaft schrumpfend in Richtung Klima-, Bio- und globale Gerechtigkeit transformieren (Gruß an Ulrike Herrmann). Gemeinsam mit den Opfern der 500jährigen weißen Dominanz. Überall.
zum Beitrag10.08.2023 , 08:20 Uhr
Dominic Johnsons Bezeichnung „Amhara-Armee“ ist irreführend. Die Fano, die auf der Seite von Abiy Ahmed gegen Tigray und die dort regierende TPLF gekämpft hat, ist keine Armee sondern eine ethnische Miliz, die schon lange ziemlich brutal war und jetzt völlig ausser Kontrolle zu sein scheint. Viele Amharas hängen einem überkommenen Verständnis von Amhara als Äthiopiens historisches Staatsvolk an. Fano ist eine besonders revanchistische Miliz, aber bei weitem nicht die einzige in Äthiopien. Es gibt auch solche unter Oromos, äthiopischen Somalis und anderen Volksgruppen. Die historischen Wurzeln der meisten von Ähiopiens kriegerischen Konflikten liegen im rigiden „ethnischen Föderalismus“, den die TPLF nach dem Sieg von 1991 über die Militärdiktatur des Derg (Mengistu Hailemariam) durchgesetzt und anschließend zur Etablierung der Tigray-Vorherrschaft in ganz Äthiopien genutzt hat. Kompliziert? Ja, aber ein Land mit über 80 ethnischen Gruppen und einer sehr langen, extrem autoritäts- und gewaltgeprägten Geschichte ist nicht ganz einfach zu verstehen. Noch schwerer zu befrieden. Abiy Ahmed scheint eine neue Art Zentralismus anzustreben. Das kann nicht friedlich gehen. Die aktuellen Konflikte (nicht nur in der Amhara Region) sind durch die Schaffung ethnisch abgegrenzter Bundesländer („National People‘s Regions“!) entstanden und durch deren jeweils eigene, parastaatliche Milizen verschärft worden. Die werden sich keinem neuen zentralistischen Herrscher unterordnen. Mein Vorschlag wäre, es mit einer dezentralen Regierungsform zu versuchen, deren Verwaltungseinheiten nicht nach ethnischer Exklusivität gebildet werden. Sondern nach geografischer, verwaltungstechnischer und entwicklungspolitischer Eignung. Aber darüber wollen in Äthiopien nur Wenige nachdenken.,
zum Beitrag10.08.2023 , 07:32 Uhr
Kleiner Fehler in der Bildunterschrift zu „Äthiopien: Ein Präsident auf Abwegen“: Abiy Ahmed ist der 2. von links, nicht der 3. ;-(
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