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05.09.2014 , 19:02 Uhr
Der faire Handel hat viel für Kleinbauern im globalen Süden erreicht. Er muss weiter wachsen und sollte zum Normalfall in Handel werden, damit Armut und unwürdige Arbeitsbedingungen von den Feldern und aus den Wäldern der Welt verschwinden.
Dürfen wir eine so gute Idee wie den fairen Handel trotzdem kritisieren? Ja, wir sollten es sogar. Eine nur wohlmeinende Berichterstattung bringt niemandem etwas: Den Akteuren des fairen Handels nicht und den Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht, die mit neuen Standards, etwa beim Fairtrade-Anteil in Mischprodukten, oder mit neuen Rohstoff-Programmen verwirrt werden. Solche Strategien zu hinterfragen heißt, den fairen Handel ernst zu nehmen, ihn anzutreiben.
Dass Wachstum auch mit strengeren Standards und höheren Preisen geht, zeigt der Importeur Gepa. Der Weg von Fairtrade ist ein anderer: Mehr Präsenz in den Supermärkten, mehr Kontakt zu KundInnen, mehr Kooperationen mit Konzernen. Eine nachvollziehbare Strategie. Aber die bedeutet mitunter auch: Mehr Masse auf Kosten von Klarheit. Dabei geht es doch nicht nur um die ProduzentInnen im Süden, sondern auch um die Köpfe der Kundinnen und Kunden im Laden. Sie sollten verstehen, warum eine Fairtrade-Schokolade mehr kostet als eine konventionelle, wie viele Rohstoffe aus fairem Handel im Produkt stecken und was technokratische Vokabeln wie „Mengenausgleich“ bedeuten. Dann wissen sie auch, wofür die Extra-Euros gut sind.
Dass der Importeur Gepa entschieden hat, sich trotz der Zertifizierung von FLO CERT vom Fairtrade-Siegel zu verabschieden, führt im schlimmsten Fall zu einer noch größeren Verwirrung der KundInnen. „Fair+“: Die nächste Plakette im versiegelten Einkaufsregal. Im besten Fall führt es dazu, dass der faire Handel mehr Beine im Handel bekommt. Dann gibt es in ein paar Jahren vielleicht das gute, aber bezahlbare „Massen-Fairtrade“ und das für die bewusstere Kundschaft mit strengeren Bedingungen.
(Der Autor)
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