: Beten
Das hat man noch nicht gesehen in der Rathausklinik. Der Weihnachtsgottesdienst ist voll, selbst Rotkäppchen und Heidi sind da, auch wenn sie etwas von schöner Bescherung albern und tuscheln, bis sie rot werden.
Liebe Gemeinde, Krankenhauspfarrer Momper will gerade mit der Predigt beginnen, da schleichen sich auch die Chefärzte Steffel und Klotz in die Kapelle. Sehet, freuet sich der Momper, am Ende findet jedes Schaf zum Herrn. Von der Seite tönt es: Ich bin auch da! Schwester Oberin reißt sich das T-Shirt vom Leib, drunter trägt sie eine Nonnentracht, nun ist sie nicht mehr schuldig. In dieser Stunde, so der Pfarrer, soll aller Zwist beendet sein. Lasset uns beten.
So falten sich die Hände, die Hauben werden abgenommen zum Gebet, der Verwaltungsdirektor hat die Voodoopuppe in den Kamin geworfen, draußen rieselt leise der Schnee, da kommt sie, die Nachricht vom Tode des Bären, ganz sanft, heißt es, sei er entschlafen.
Amen, ruft Sarrazin, fast hätte er in die Hände geklatscht. Amen, wiederholt die Nonne. Plötzlich steht der Sängerknabe in der Tür, in der Hand das Fell des Bären. Er ist entkommen. Die Nonne fällt in Ohnmacht.