: Pleiten, Pech und Pannen
Das Fernsehengagement des Axel Springer Verlags ist so alt wie der Sender Sat.1. Doch jetzt hat der Verlag die Lust am TV-Geschäft verloren – und das ist auch gut so, denn er kann es einfach nicht
von STEFFEN GRIMBERG
Vor 50 Jahren ging das Erste Deutsche Fernsehen auf Sendung. Und schon vor dem offiziellen Start hatte Springer das gedruckte Fernsehen auf den Markt geworfen: Bild machte aus dem kleinen Hamburger Verlag das größte Zeitungshaus Europas. Mit dem echten TV-Engagement haperte es beim Axel Springer Verlag (ASV) aber. Zwar gehörte er zu den Gründern des späteren Kirch-Senders Sat.1. Doch als TV-Mitveranstalter wurde der ASV nicht glücklich. Er durfte Kirchs Rechnungen bezahlen, während der Sender Verluste einfuhr.
Jetzt soll Schluss sein mit all dem Gestochere im TV-Geschäft: „Wir machen Fernsehen ganz oder gar nicht“, sagt ASV-Chef Mathias Döpfner dem Spiegel. „Und wir machen es nur, wenn die Konditionen stimmen und die Risiken überschaubar sind.“ Und das sind sie nicht: Durch die „konjunkturelle Gesamtlage“ seien die „Risiken eher größer geworden“, so Döpfner. Und nach „monatelangen Verhandlungen“ mit den Kirch-Verwesern sehe man schwarz: „Wenn das so bleibt, dann ist die Entscheidung gefallen. Wir werden uns künftig ganz auf unser Kerngeschäft konzentrieren: Printmedien und das, was man auf digitalen Vertriebswegen daraus machen kann.“
Fragt sich, was dann aus Hubertus Meyer-Burckhardt wird, Vorstand für Elektronische Medien und Buchverlage. Der sollte nach Informationen des Manager Magazins in den Vorstand von ProSiebenSat.1 wechseln. Voraussetzung: Springer stockt seinen Anteil an der Gruppe auf.
Kommt der komplette TV-Abschied, stünde auch ein Ausstieg aus dem Produktionsgeschäft auf dem Programm. Über Schwartzkopff-TV und andere Firmen produziert der ASV Industriefernsehen wie „Britt – der Talk um Eins“ (Sat.1), den Vormittags-Teenieschwatz „Franklin“ (Sat.1) und eng mit Springers Printprodukten verbandelte Showgalas wie „Das goldene Lenkrad“. Höher hinaus wollte man ursprünglich schon, mit der geballten „journalistischen Kompetenz“ des Konzerns und der in Ungnade gefallenen Ex-„Tagesschau“-Sprecherin Susan Stahnke. „Unter anderem gegen die ARD-Tagesthemen“ wollte man antreten. Doch „Newsmaker“ war nach wenigen Monaten im März 2000 weg vom Fenster. Und Sat.1 erleichtert.