piwik no script img

Archiv-Artikel

POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Direkt auf der Grenze zwischen dem superschicken Prenzlauer Berg und der superduperschicken Mitte, nämlich im FAU-Lokal (in der Lottumstraße 11, 20 Uhr) wird am Freitag die linksradikale Frage erörtert, ob Anarchismus und Marxismus „zwei feindliche Brüder“ sind oder ob es vielleicht doch viel mehr Gemeinsamkeiten gibt, als man so denken könnte. Der Publizist Philippe Kellermann, der diese Frage aufwirft, beschäftigt sich bereits seit Jahren mit der Rekonstruktion dieser „klassischen“ Auseinandersetzung zwischen Anarchismus und Marxismus. Er wird dazu einen einleitenden Expertenvortrag halten, anschließend werden die jeweiligen Fans die seit Jahrzehnten aufrüttelnde Frage schön kontrovers diskutiert können.

Am Montag wird in der Kreutziger 18 (Kreutzigerstraße 18, 18 Uhr) dagegen darüber gesprochen werden, ob und wie man etwaige Alternativen zur Psychiatrie finden könne. Diese Veranstaltung ist Teil einer Reihe, in der bereits über Modelle wie das antipsychiatrische Weglaufhaus, die Soteria und die Krisenpension informiert wurde. Nun geht es um „die Gefahren der Professionalisierung und die Mühen der Selbstorganisation“ – ein spannendes Thema. Und immer soll dabei auch im Blick behalten werden, dass es auch Alternativen zur hergebrachten Psychiatrie geben muss. Oder, wie es die Veranstalter_innen vom Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt zuspitzen: „Nach dem Realitätsschock die Utopie.“

Der Dienstag sieht uns in der Tristeza (Pannierstraße 5, 19 Uhr), wo ein sehr heißes Eisen geschmiedet werden soll: Es geht um die Eurokrise im Jahr 2015. Und wie wir alle wissen, entscheidet sich in diesen Tagen einiges, wobei offenkundig weder die griechische Regierung noch ihre sie so arg bedrängenden Gläubiger wissen, wohin die Reise am Ende gehen wird. Dennoch wird hierzulande munter der „Grexit“ vorbereitet und EU-Recht allzu heftig gebeugt. Hoffen wir, dass an diesem Abend nun die Redner_innen wohlinformiert sind und nicht nur ganz allgemein über Merkel, Syriza und Ausbeutung schwadronieren.

Im Baiz (Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr) schließlich wird am Mittwoch Michael Alberts Idee von herrschaftsfreiem Wirtschaften vorgestellt, die selbstredend aus dem Anarchismus sich herleitet. Albert arbeitet daran, eine Herrschaft aller ohne Zwänge zu entwickeln, also die Räte uneinnehmbar für Partikularinteressen zu machen. Thomas Weiß wird Alberts Ideen vorstellen, anschließend soll sich dann sachlich über „Kritik und Alternativen zur derzeitigen Ökonomie der Herrschaft und der ,Sachzwänge‘“ gestritten werden.