: Betreut around the clock
KINDERBETREUUNG Die CDU will sich für 24-Stunden-Kitas einsetzen: Jeder Bezirk soll eine bekommen
Ausgerechnet die Herdprämien-Partei CDU hat sich auf ihrem Berliner Landesparteitag dem Thema Kinderbetreuung angenommen – und einstimmig beschlossen, sich für die Einrichtung von 24-Stunden-Kitas einzusetzen. Insbesondere Alleinerziehende sollen profitieren.
Eine Rund-um-die-Uhr-Kita pro Bezirk soll es nach den Vorstellungen von Generalsekretär Kai Wegner geben, der den Antrag eingebracht hatte. „Nehmen Sie die Kassiererin im Schichtdienst: Ganz viele Eltern warten nur auf so ein Angebot“, sagte Wegner am Montag der taz.
Berlins bislang letzte 24-Stunden-Kita, die ein freier Träger bis 2011 am Weddinger Virchow-Campus der Charité betrieb, machte zwar nach nur drei Jahren mangels Nachfrage wieder dicht. Das lässt Wegner aber nicht gelten: „Da ist die Frage: Wie bekannt war das Angebot?“
In der Senatsbildungsverwaltung will man erst mal abwarten. Man analysiere derzeit mit Jugendämtern, Kitas, Elternvertretern und Unternehmen den tatsächlichen Bedarf für flexiblere Betreuungszeiten, so ein Sprecher von Senatorin Sandra Scheeres (SPD). Dann könne man inhaltlich weitersehen.
Auch die Akteure aus der Praxis sind skeptisch: „Sinnvoller wäre es, bestehende Strukturen ordentlich zu finanzieren“, sagt Bernd Schwarz, der für den Landeselternausschuss Kita (LEAK) im Berliner Kita-Bündnis sitzt.
Tatsächlich gibt es schon die ergänzende Kindertagespflege, bei der das Jugendamt Tagesmütter und -väter auch für die Nachtstunden vermittelt. Die Eltern von rund 500 Kindern nutzen derzeit laut Senatsbildungsverwaltung dieses Angebot.
Das ist nicht viel – aber der Bedarf sei höher, sagt Alexandra Szwaczka, die beim Berliner Landesverband alleinerziehender Mütter und Väter als Beraterin arbeitet. Doch sei das Angebot wenig bekannt. Zudem hätten die Jugendämter Probleme, genügend Personal zu finden. Der Job ist schlecht bezahlt: Die Tagesmütter und -väter arbeiten nur auf Mindestlohnniveau.
„Realitätsfremd“, findet Szwaczka den CDU-Beschluss: „Man bringt sein Kind nicht zweimal die Woche für die Spätschicht in eine fremde Sammelkita irgendwo im Bezirk.“
Viel entscheidender für die meisten Eltern seien auch weniger die Nachtstunden als die Randzeiten „jenseits der Regelöffnungszeiten von 17 oder 18 Uhr“, weiß Szwaczka. Denn die Hemmschwelle, das Kind über Nacht in der Kita zu lassen, sei groß: „Die meisten regeln das lieber privat.“ ANNA KLÖPPER