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Archiv-Artikel

Werbung vom Landesbischof

GLAUBE Millionenschwere Infokampagne der hannoverschen Landeskirche stößt auf Kritik: Die Kirche sei ja schließlich nicht Greenpeace und um die Gläubigen kümmerten sich die Gemeinden

Eine 1,5 Millionen Euro teure Kommunikationskampagne der hannoverschen Landeskirche, bei der alle 2,7 Millionen Kirchenmitglieder einen Brief vom Bischof erhalten sollen, stößt bei der Basis auf Kritik: „Unsere Empörung darüber ist groß: In Zeiten, in denen die Kirchengemeinden vor Ort kaum Geld genug haben, um ihre Kirchen zu heizen und fest angestellte Küster in die Arbeitslosigkeit entlassen werden, plant die Landeskirche eine Kommunikationskampagne“, erklärte Kirchenvorsteherin Herma Heyken aus Norden am Sonntag. Den Kontakt zu den Gläubigen stellten die haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Landeskirche vor Ort sicher. Dazu brauche es keinen Brief des Bischofs.

„Wir stehen in einem Aufmerksamkeitswettbewerb, in dem die Kirchenmitglieder als Kunden, Vereinsmitglieder, potenzielle Spender mit Briefen, Publikationen, Events und Videos heftig umworben werden“, hatte Kirchensprecher Johannes Neukirch kürzlich erklärt. Er verwies auf die bundesweite Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, nach der es gerade bei der jüngeren Generation einen Abbruch kirchlicher Traditionen gebe. Die Analyse habe ergeben, dass Noch-Mitglieder durch geeignete Kommunikation darin bestärkt werden könnten, der Kirche die Treue zu halten.

„Allen Ernstes wird die hannoversche Landeskirche mit Greenpeace verglichen – sechs Kontakte pro Jahr seien nötig, um als Organisation wahrgenommen zu werden“, empörte sich Heyken, die im Namen des Kirchenkreises Norden einen Protestbrief an Landesbischof Ralf Meister auf den Weg brachte. Jene Mitglieder, die die Kirche nicht mehr erreiche und die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht am gemeindlichen Leben teilnehmen wollten, werde der Brief des Bischofs nicht beeindrucken.

Ähnliche Kommunikationsstrategien werden auch in anderen Landeskirchen erprobt. Der katholische Bischof von Hildesheim hatte 2011 bereits allen rund 300.000 zum Bistum gehörenden Haushalten einen Brief geschickt. Seine Kontaktaufnahme diente einem konkreten Zweck – er bat um Spenden für die Domsanierung.  (dpa)