: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
LEKTIONEN
1. Erdogan verliert noch mal
Bei den Parlamentswahlen in der Türkei ging schon die absolute Mehrheit futsch. Nun hat die AKP von Präsident Erdogan noch ein zweites Problem. Niemand möchte mit seiner Partei koalieren. Die ultranationalistische MHP kündigte sofort den Gang in die Opposition an, die Kemalisten von der CHP wünschen sich nichts mehr, als Erdogan endlich eins auszuwischen. Und nun regt die Überraschungssiegerin, die prokurdische HDP, auch noch ein Anti-AKP-Bündnis an. Erdogan, der sonst Allgegenwärtige, ist aus der Öffentlichkeit verschwunden. Es gab eine Zeit, da wurde er als Realpolitiker gelobt. Ob er sich daran erinnert?
2. Die „Duokratie“ hat Zulauf
Doppelspitzen haben Konjunktur. Nach dem Abschied von Gregor Gysi wollen nun Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch die Linksfraktion führen. Wegen der Sitzverteilung dürfen sie sich dann Oppositionschef und -chefin nennen. Da liegt der Gedanke nicht fern, auch mal die Kanzlerschaft auf ein Tandem zu verteilen. Allerdings: Das Duo bei der Deutschen Bank hat in dieser Woche den Rücktritt eingereicht.
3. Die Reklamationswut wächst
Der Petitionsausschuss des Bundestags hat immer mehr zu tun. Rund 15.300 Beschwerden zählte das Gremium 2014, ein deutliches Plus zum Vorjahr mit 14.800 Eingaben. Am meisten Kritik gab es an der Bahn und Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD). Allein der Deutsche Wetterdienst blieb beanstandungsfrei. „Der Ausschuss konnte somit erfreut feststellen, dass die Bürgerinnen und Bürger mit dem Wetter im Jahr 2014 weitestgehend zufrieden waren“, heißt es im Ausschussbericht.
4. Mundschutz wird gefragter
Eine seltsame Mode, die da in Asien gepflegt wird. Ganz normale Menschen gehen mit Mundschutz auf die Straße, zurzeit vor allem in Südkorea, wo das Mers-Virus grassiert. Elf Todesopfer hat Seoul bereits gemeldet. Tausende sind unter Quarantäne gestellt, viele Menschen meiden die Öffentlichkeit. Inzwischen werden schon Auswirkungen der Epidemie auf die Konjunktur befürchtet. Mers beginnt als Atemwegserkrankung und führt meist zu Nierenversagen. Obwohl das Virus nur bei engem Kontakt übertragbar ist, verstecken Menschen ihre Münder hinter weißem Vlies, bis hinein in die Berliner U-Bahn. Hysterie zu zeigen wird wieder hip.
5. Die Kanzlerin ist kinderlos
Hitzige Debatte im Bundestag über die Homo-Ehe. Die Ehe beruhe auf dem Prinzip der Fruchtbarkeit – mit diesem Argument stemmt sich die CDU seit Wochen gegen jede Diskussion. Einem SPDler wurde es am Donnerstag zu viel. Michael Roth wies auf die Kinderlosigkeit der Kanzlerin hin. Nur blöd, dass er gerade auf der Regierungsbank saß. Er ist der Stellvertreter Steinmeiers. Seine Entschuldigung kam prompt. Roth ist übrigens verpartnert. JÖRN KABISCH
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