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Archiv-Artikel

Furcht, die Liebe wird

FINSTER Er war Dracula, Saruman und Bond-Bösewicht. Nun starb Schauspieler Christopher Lee

Gerade als Böser, als Verräter, als Endgegner war Christopher Lee grandios

„Um eine Legende zu sein, muss man 70 oder 80 Jahre alt sein oder tot“, hat Christopher Lee einmal gesagt. Jetzt, längst selbst zur Legende geworden, ist er im Alter von 93 Jahren gestorben.

Seinen Durchbruch hatte Lee 1958 mit seiner Rolle als „Dracula“, danach war er in Hunderten von weiteren Filmen zu sehen. Er kannte den Fantasy-Autor J. R. R. Tolkien, Schöpfer der „Herr der Ringe“-Trilogie, noch persönlich. Dieser war so beeindruckt von Lee, dass er sich ihn bei einer eventuellen Verfilmung als Gandalf wünschte. Doch Lee spielte lieber Saruman. Den Bösen. Wie so häufig – gerade als Verräter, als Endgegner war er grandios. Seine dunklen stechenden Augen haben ihn dafür prädestiniert. Man konnte ihn so gut hassen und fürchten – und musste ihn dafür lieben.

Als junger Mann strebte Lee zunächst eine ganz andere Karriere an – als Opernsänger. Dafür aber war er mit seinen 1,96 Metern zu groß, neben ihm wollte niemand singen, zu weit überragte er alle.

So ging er zum Film, doch die Musik ließ ihn nicht los. Lee wechselte von der Oper zu Heavy Metal. Noch mit 91 nahm er mit der Band Rhapsody eine Heavy-Metal-Platte auf – als Sänger natürlich. Zuvor hat er ein Heavy-Metal-Konzeptalbum über Karl den Großen aufgenommen – mit zwei Bands, einem 100-Mann-Orchester und diversen Gastmusikern.

Generell war er ein sehr gebildeter Mann. Er sprach mehr als ein Dutzend Sprachen, darunter mehrere Urdu-Dialekte, Mandarin und Deutsch – Letzteres, weil er immer wieder in dieser Sprache gesungen hatte.

Im Zweiten Weltkrieg diente Christopher Lee in der Luftwaffe und einer geheimen Spezialeinheit namens Special Operations Executive, die hinter den feindlichen Linien lokale Widerstandsgruppen versorgte und Nationalsozialisten festnahm. Er selbst sprach sehr lakonisch darüber: „Wir sollten diese Leute finden, die Leute, die diese schrecklichen Dinge getan haben. Wir fanden auch ein paar, aber nicht genug“, sagte er vor zehn Jahren in einem taz-Interview.

In Erinnerung bleiben wird Christopher Lee jedoch vor allem durch seine legendären Filmrollen. Er verkörperte Luzifer und den Tod. Er war Sherlock und Mycroft Holmes, er war Bösewicht Francisco Scaramanga im James-Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Unermüdlich und fleißig: Über 280 Mal stand sein Name im Abspann eines Filmes – so häufig wie bei keinem anderen Darsteller. Und so sinister er auch auf der Leinwand gerne war, er war ein Sir, ein Gentleman. Er war der perfekte Bösewicht und er ist eine unsterbliche Legende. LAILA OUDRAY