: POLITIK
JÖRG SUNDERMEIER
Der heutige Donnerstag steht im Zeichen einer unvollendeten Revolution: Ramy Essam, Ahmad Amin (MC Amin) und Karim Rush (Arabian Knightz) diskutieren im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) über Underground und Repression in Ägypten – auch anlässlich des Präsidentenbesuchs. Warum ist die Revolutionsbewegung auf dem Tahrirplatz in Kairo fast gescheitert, wie konnte es sein, dass Muslimbrüder und Militär die Revolution für sich adaptieren konnten, obschon sich die Bewegung ja auch gegen sie richtete? Die veranstaltende Gruppe „No To Military Trials for Civilians“ ist eine der wenigen Graswurzel-Bewegung in Ägypten.
Nahezu zeitgleich wird im K-Fetisch (Wildenbruchstraße 60, 19.30 Uhr) ebenfalls heftig diskutiert, hier geht es um die griechische Partei Syriza. „Politische Pleite oder wirtschaftliches Chaos?“ lautet die Leitfrage der Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft, und es soll nicht nur darum gehen, ob Gianis Varoufakis irgendwem irgendeinen Finger gezeigt hat, sondern um das Wirtschaftskonzept der Partei und um ihre Gegner in der EU. Bei aller Ablehnung der Schäuble’schen Geldpolitik sollte aber nicht vergessen werden, dass sich Syriza für einen Koalitionspartner entschieden hat, der nun wirklich nicht als links gelten kann. Auch wenn man es gern so hätte: Meines Feindes Feind ist nicht automatisch mein Freund.
Am Freitag dann wird, wiederum im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, ab 16 Uhr), der Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen zusammentreffen, um auf dem Sommerkongress in Workshops und Diskussionen über Themen wie „Kolonialismus und Völkerrecht“ oder „Wie Intensivstraftäter gemacht werden“ zu sprechen. Auch die, die nicht unmittelbar juristisch arbeiten, werden sich sicher anstecken lassen, denn bekanntlich wird am Ende immer von Gerichten entschieden, ob Legislative und Exekutive korrekt gehandelt haben.
Am nämlichen Tag wird im Café Laika (Emser Straße 131, 19.30 Uhr), das sich immer mehr zu einem weiteren Theoriecafé in Neukölln entwickelt, über die Romantik debattiert. Denn anders als im Alltagsgebrauch, ist der Begriff Romantik und das romantische Denken höchst problematisch, da es nicht einfach um Liebe, sondern vielmehr um die Verklärung der Verhältnisse geht. Oft hat sich die Romantik daher als antiaufklärerische Bewegung erwiesen, die etwa die Französische Revolution erbittert bekämpfte und schließlich sogar die völkische Ideologie begründete. Sascha Frank wird die Geschichte des Begriffs erklären.