LESERINNENBRIEFE :
Lkw ausbremsen
■ betr.: „Immer noch nicht sicher“, taz.de vom 4. 6. 15
Was spricht eigentlich dagegen, dass alle Lastkraftwagen vor dem Rechtsabbiegen anhalten müssen? Das klärt die Verantwortlichkeit und verursacht auch nicht mehr Staus als bisher (aber selbst wenn …) MICHAEL HABERKORN, taz.de
Carte Blanche
■ betr.: „Erfolg als Hindernis“, taz.de vom 1. 6. 15
Würden nur 10 Prozent mehr Menschen den ÖPNV nutzen, käme das Verkehrsnetz in den Großstädten an seine Leistungsgrenze.
In Ländern wie England gibt es für Menschen, die ins Rentenalter kommen, die Carte Blanche. Heißt: ein Dankeschön des Staates für jahrzehntelanges Arbeiten und Steuerzahlen verbunden mit freier Fahrt mit dem ÖPNV.
ADAGIOBARBER, taz.de
Breite Zustimmung
■ betr.: „Erfolg als Hindernis“, taz.de vom 1. 6. 15
Bravo! Die Autorin listet fast vollständig die üblichen Denkfehler auf. Der öffentliche Nahverkehr ist eine Bereitstellungsdienstleistung, alle Busse fahren auch ohne Fahrgäste. Diese Dienstleistung nutzen auch Menschen, die bisher nichts dafür zahlen.
Busse und Bahnen wären überfüllt, wenn sie kostenlos wären. Nein, wären sie nicht. Der Super-GAU des ÖPNV war Fahrverbot wegen Smog. Dies wurde in Berlin immer gut bewältigt.
Der Preis spielt jedoch für die Nutzung eines Verkehrsmittels fast keine Rolle. Fast alle Autofahrer werden auch weiterhin mit dem Auto fahren. Wichtiger wären Substitutionseffekte. Also am Platz gibt es keine öffentlichen Bänke mehr, also setzen wir uns halt in die U-Bahn. Seminartreffen in der Kneipe ist zu teuer, in der U-Bahn ist es viel gemütlicher. So etwas. Diese Effekte sind sehr leicht zu beherrschen, wenn den Bedürfnissen der Menschen an öffentlicher Teilhabe wieder Rechnung getragen wird, zum Beispiel indem öffentlicher Raum nicht mehr privatisiert wird.
Der Nahverkehr müsste stark ausgebaut werden. Gute Idee, leider undurchführbar. In Berlin ist für neue U-Bahnen schlicht kein Platz. Auch für weitere Busspuren gibt es wenig Möglichkeiten. Man muss stattdessen davon ausgehen, dass das System bei gegebenen Möglichkeiten bereits hochgradig optimiert ist. Auch weitere Subventionen würden kaum helfen, da diese jeweils fast ausschließlich den Privilegierten zu Gute kommen und für die breite Masse kaum wirken. Subventionen verstärken nur die Ungerechtigkeit, nützen tun sie nix. Im schlimmsten Falle führen sie zu Substitutionseffekten.
„Es gibt für dieses sinnvolle Projekt keine Mehrheit“, schreibt ihr. Tatsächlich gibt es für dieses Projekt breite Zustimmung in der Bevölkerung. Die bisher Privilegierten versuchen mit Angstmacherei und Pseudoargumenten eine Diskussion abzuwürgen. CAPTAINRIK, taz.de
Überteuerte Einzeltickets
■ betr.: „Erfolg als Hindernis“, taz.de vom 1. 6. 15
Mal andersrum betrachtet: Wenn man sich in einer beliebigen Großstadt die Tarifstruktur des ÖPNV ansieht, dann fällt auf, dass Monats- und Jahreskarten oft nicht nur für Vielfahrer günstiger sind als Einzelkarten: nicht selten lohnt sich eine Zeitkarte schon bei drei oder vier Fahrten pro Woche. Die „Flatrate“ ist also schon längst da und von den Verkehrsbetrieben gewollt. Sie müsste gerechtigkeitshalber nur noch auf die Gelegenheitsfahrer und Touristen ausgedehnt werden, die man derzeit mit überteuerten Einzeltickets schröpft. KLEINER SPINNER, taz.de
Alles nur Gerüchte
■ betr.: „Erfolg als Hindernis“, taz.de vom 1. 6. 15
Das größte Problem bei dem Versuch, Mehrheiten für dieses Projekt zu gewinnen, ist „paradoxerweise die große Aussicht auf Erfolg“, schreibt ihr: Tja, das wäre ja peinlich. Ein Verkehrssystem, das als Grundversorgung wie Strom, Wasser, Gesundheitssystem für alle da ist und auch noch „Vorrang“ beim Ausbau hätte. Das geht „in diesem unserem Land“ wohl gar nicht.
Kann sich noch jemand an das erste Wochenendticket erinnern! Die Züge waren voll mit Reisenden, die noch nie Bahn gefahren sind; aber anstatt es auszubauen und das Angebot besser nutzbar zu machen, wurde es eingedampft.
Nahverkehr ausbauen und „alle zahlen dafür“ ist doch schlimmster Kommunismus, wenigstens in den Augen der Verantwortlichen für Verkehr im Land und Bund!
Dass es im Ballungsraum massiv Probleme mit Pkws gibt, die Spritpreise davonlaufen werden, durch Stehzeug (Autos) die Stadt zur Wüste wird, wenn man Mittel umschichtet vom „Individualverkehr“ auf ÖPNV, das sogar ein Nullsummenspiel werden könnte … sind alles nur Gerüchte! SIKASUU, taz.de
Kein K.-o.-Argument
■ betr.: „Erfolg als Hindernis“, taz.de vom 1. 6. 15
Drohende Kapazitätsengpässe mag man zwar als „Ausrede“ anführen, aber als K.-o.-Argument taugt das nicht. So könnte man beispielsweise die Freifahrten zunächst auf die Wochenenden beziehungsweise die Zeit außerhalb der Stoßzeiten beschränken, sodass es nicht zu übermäßigem Gedränge kommt.
Die Kontrollen ließen sich dann auf die Hauptverkehrszeiten beschränken – sofern dann überhaupt noch Schwarzfahrer unterwegs sind.
O815, taz.de
Zu sehr Autoland
■ betr.: „Erfolg als Hindernis“, taz.de vom 1. 6. 15
Diese Idee ließe sich auch bundesweit realisieren. Aber dafür sind wir zu sehr Autoland und zu sehr auf das Füllen der Geldbeutel einiger weniger fixiert … ROBBY, taz.de