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Archiv-Artikel

Die Karte der Clubs freut den Historiker

BERLIN JETZT MIT CLUBKATASTER

Nun kann man sehen, wie viele Clubs es zu einem bestimmten Zeitpunkt gab

Berlin ist übersät mit roten Punkten. Manche sind klein, manche groß. In der Stadtmitte häufen sie sich zu Clustern, an den Rändern der Stadt sind keine zu finden. Wer im Netz die Seite www.clubkataster.de öffnet, blickt auf eine Karte, die alle Clubs zeigen soll, die es seit den vierziger Jahren in Berlin gab. Und selbstverständlich auch diejenigen, die es heute noch gibt.

Das Clubkataster, das in dieser Woche vorgestellt wurde, ist eine politische Maßnahme. Es dient der Klarstellung, dass der Senat verstanden hat, dass Berlin „auch wegen seiner Clubszene international so bekannt und attraktiv“ ist, wie Bausenator Andreas Geisel (SPD) es formuliert. Das Gesamtverzeichnis der Berliner Musikspielstätten, das sich hinter der interaktiven Karte verbirgt, soll aber auch konkret helfen, bei Bauvorhaben die Interessen der Clubs besser zu berücksichtigen. Da Information allein wenig nutzt, wenn Geld im Spiel ist, hat Geisel den Passus in die Bauordnung aufnehmen lassen, dass Baugenehmigungen für Wohnen in der Nachbarschaft von Clubs nur noch erteilt werden, wenn der Bauherr ein Schallschutzgutachten und entsprechende Lärmschutzmaßnahmen bezahlt.

Das Clubkataster ist aber auch eine Freude für Stadtplaner und Historiker. Seit Jahren geistert das Schlagwort vom Clubsterben durch die Stadt. Nun kann man an einer Zeitleiste sehen, wie viele Clubs es zu einem bestimmten Zeitpunkt gab: Es waren immer weniger als heute.

Bis das Clubkataster als zuverlässige Quelle gelten kann, muss aber noch ein bisschen Arbeit investiert werden. Dass bei einem so flüchtigen Phänomen wie Clubs und Musikbars noch viele Orte fehlen, ist nicht erstaunlich. Aber dass das zweite WMF lustigerweise dort angesiedelt wird, wo das erste war, ist ein interessanter Fehler, an dem man sehen kann, dass selbst die spektakulärsten Orte der Berliner Clubmythologie vergessen werden können. Das zweite WMF befand sich in einer ehemaligen Toilettenanlage unter dem Potsdamer Platz. ULRICH GUTMAIR