OFF-KINO

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Die heute 87-jährige Agnès Varda gehört zu den letzten noch lebenden Filmemacherinnen aus der Zeit der französischen Nouvelle Vague. 2007 schuf sie ihren letzten Kinofilm „Les plages d’Agnès“, ein dokumentarisches Selbstporträt, mit dem sie auf ihr Leben zurückblickt. Doch die uneitle Regisseurin nutzt den Film nicht zur Selbstbeweihräucherung: Was Varda an einer derartigen Reminiszenz vor allem interessiert, sind die Menschen, die sie aus diesem Anlass wiedertrifft: ehemalige Nachbarn, Freunde und Kollegen. Doch das Leben in der Vergangenheit ist ihre Sache nicht, sondern sich offen zu zeigen für die neuen Geschichten, die an vertrauten Schauplätzen entstehen: Einmal wird Varda eingeladen, noch einmal das Haus ihrer Jugend zu besuchen. Jenseits von ein paar aufkommenden Erinnerungen zeigt sie sich eher unbeeindruckt – ist aber sofort mächtig interessiert, sich von den Modelleisenbahnanlagen des momentanen Wohnungsinhabers erzählen zu lassen … (OmU, 6. 6., 20 Uhr, Arsenal 2)

Einsamkeit, Freundschaft, Liebe: Die komplizierten menschlichen Beziehungen stehen im Mittelpunkt der Filme des französischen Regisseurs Claude Sautet, dem das Arsenal-Kino ab 5. Juni eine Retrospektive widmet. Einer seiner großen Klassiker ist der Kriminalfilm „Max et les ferrailleurs“ (1971), in dem Michel Piccoli als obsessiver Kommissar seine Beziehungen zu einem Bekannten und zu einer Prostituierten (Romy Schneider) ausnutzt, um eine Bande von Kleinkriminellen in die Falle eines vermeintlich großen Coups zu locken (OmenglU, 6. 6., 19 Uhr, Arsenal 1).

Urlaub im Kloster, das vorübergehende Ausklinken aus der hektischen modernen Zeit, ist ein populärer modischer Trend, der mit religiösen Gefühlen nur noch wenig zu tun hat. Nonne oder Mönch will indessen kaum mehr jemand werden, die Klöster haben mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Davon können auch die letzten Bewohnerinnen des 750 Jahre alten Benediktinerinnenklosters in Habsthal (Oberschwaben) ein Lied singen, wo nur noch vier überwiegend hochbetagte Ordensfrauen – die 51-Jährige Priorin Kornelia Kreidler ist Jahrzehnte jünger als ihre Mitschwestern, von denen eine gerade im März verstarb – gemeinsam mit einem Pater ihrem durch religiöse Pflichten, Arbeit und Mahlzeiten geregelten Tagesablauf nachgehen. Es ist eine verschwindende Gemeinschaft in einem konzentrierten Alltag, die Sobo Swobodnik in seiner Dokumentation „Silentium“ zeigt, die sich weniger für persönliche Glaubensentscheidungen interessiert, sondern in klug ausgewählten Beobachtungen von den großen Veränderungen erzählt, die die kleine Gemeinschaft innerhalb eines Menschenlebens durchgemacht hat (7. 6., 11 Uhr, Eva).