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Archiv-Artikel

Reclaim the Spielstraße

VERKEHR Seit Dienstag darf im Prenzlauer Berg mitten auf der Straße gespielt werden – zumindest einmal in der Woche

VON PHILIPP IDEL

Da guckt der Fahrer des roten BMW-Kombi verdutzt, als er in der Gudvanger Straße im Prenzlauer Berg, direkt am Humannplatz, plötzlich halten muss. Ein rot-weißer Plastikzaun versperrt ihm den Weg. Daneben steht ein Schild: weißer Kreis, rot umrandet – „Gesperrt für Fahrzeuge aller Art“, heißt das nach Straßenverkehrsordnung. Hinter der Absperrung tollen Kinder herum, fahren Dreirad, werfen sich eine Weltkugel zu und lassen Seifenblasen durch die Luft fliegen.

Der Fahrer des roten Kombis guckt ratlos aus dem Fenster: „Wie komme ich denn jetzt weiter? Und was machen überhaupt die ganzen Kinder hier?“, fragt er eine Passantin. Die zuckt nur mit den Schultern und geht weiter. Dem Fahrer bleibt nichts anderes übrig, als zu wenden – und das gesperrte Straßenstück zu umfahren.

Solche Szenen könnten sich in der Gudvanger Straße in Zukunft wiederholen – zumindest immer dienstags zwischen 10 und 18 Uhr. Dann wird die Straße nämlich auf einem 35 Meter langen Abschnitt zur ersten „Temporären Spielstraße“ Berlins und von Kindern aus den umliegenden Kitas und Schulen zum Seilspringen, Rollerfahren oder Bällewerfen in Beschlag genommen.

Die Spielstraße, die auf das Drängen von Eltern, Kita-Betreibern und Schule hin entstanden ist und im Februar von der BVV Pankow einstimmig durch das Bezirksparlament gewunken wurde, könnte zum Modell für andere Kieze und Bezirke werden. Am Teutoburger Platz gibt es bereits eine Initiative für eine weitere Spielstraße im Prenzlauer Berg. Und in Friedrichshain könnte bald ein Straßenabschnitt am Boxhagener Platz temporär zum Spielen gesperrt werden. Dort haben die Grünen das Projekt Spielstraße auf den Weg gebracht.