: „Nach 25 Minuten ist der Akku leer“
E-MOBILITÄT Am Samstag flitzen elektrobetriebene Rennwagen übers Tempelhofer Feld. Das soll Spaß bringen und nebenbei die Elektromobilität in Großstädten voranbringen, meint Organisator Ulrich Weingärtner
■ 42, gelernter Architekt, Event-Manager und seit 2012 Managing Partner der Agentur Gil und Weingärtner GmbH.Foto: privat
INTERVIEW FANNY LÜSKOW
taz: Herr Weingärtner, Ihre Agentur ist lokaler Produktionspartner der FIA Formula E für die diesjährige Formel-E-Meisterschaft in Berlin. Woher kommt die Idee einer Formel E?
Ulrich Weingärtner: Die Idee kommt nicht von uns, sondern von Alejandro Agag, der viele Jahre Formel-1-Management betrieben und irgendwann in Elektroantrieben die Zukunft gesehen hat.
Das klingt, als wollten Sie damit ein Zeichen für …
… den Umweltschutz setzen, ja. Wir wollen Elektromobilität in den urbanen Raum bringen. Dieses Rennen wurde für das urbane Umfeld geschaffen.
Worin unterscheiden sich herkömmlicher und Elektromotorsport?
Elektromotorsport ist leiser. Vom Sportlichen her ist es sehr ähnlich, wobei die Strecken kürzer und meistens enger sind. Außerdem dauert es sehr viel kürzer als herkömmliche Rennen. Das hat mit der Batterielebensdauer zu tun – nach 25 Minuten ist der Akku leer. Die Fahrer wechseln nach der Hälfte der Strecke das Auto, nicht die Reifen. Das erspart die häufig an der Formel 1 kritisierte Reifenschlacht. Es fahren alle mit den gleichen Reifen und jedes Team darf maximal drei Reifenpaare für ein Rennen, inklusive Qualifizierungsphase, einsetzen. Die Reifen sind eher langlebig.
Beschränkt sich der Nachhaltigkeitsgedanke auf die Motoren und Reifen der Wagen?
Nein, das bezieht sich auch auf die Logistik. Natürlich ist dieses Event nicht CO2-neutral, das funktioniert noch nicht. Aber die Logistikpartner tun alles, um den Verbrauch zu reduzieren, und arbeiten teilweise mit CO2-Ausgleich. Wir versuchen, möglichst viel Strom aus dem Bestandsnetz des Flughafens zu ziehen. Außerdem sind wir ziemlich papierlos, es gibt keine Flyer und Pressemappen.
Ach deswegen der Downloadlink?
Genau. Das Konzept umfasst auch das kompakte Packen der Fahrzeuge, die in Kleinteile auseinandergebaut und dann verschickt werden. Letztlich gehören auch die Eletro-TukTuks dazu, die die Besucher von A nach B bringen.
Warum wurde der Flughafen Tempelhof für das Rennen ausgewählt?
Weil er dafür ideal ist! Wir wollten nicht zum hundertsten Mal die Straße des 17. Juni sperren lassen – wegen der innerstädtischen Konflikte, die dann entstehen, und weil genehmigungstechnisch alles so schwierig ist.
Wie läuft das Rennen am Samstag ab?
■ Die Motorsportserie Formel E wurde in Anlehnung an die Formel-1-Grand-Prix im Herbst 2014 ins Leben gerufen und im Auftrag des Motorsport-Weltverbands FIA geplant. Das Rennen in Berlin ist das achte von insgesamt elf, davor gab es u. a. Rennen in Peking, Buenos Aires und Miami.
■ Die Fahrtstrecke ist knapp 2,5 Kilometer lang und besteht aus 17 Kurven. Die Höchstgeschwindigkeit der Fahrzeuge ist auf 225 km/h festgesetzt, die Lautstärke auf 80 Dezibel beschränkt.
■ Insgesamt treten zehn Teams mit jeweils zwei Fahrern und vier Autos gegeneinander an. Die meisten Fahrer, unter ihnen Jarno Trulli, Bruno Senna und Nick Heidfeld, haben Formel-1-Erfahrung.
■ Die Tribünen bieten 13.000 Sitzplätze, das Feld weitere 7.000 Stehplätze. Die Veranstalter rechnen mit 20.000 Besuchern, Karten gibt es ab 19 Euro. (fal)
Anders als bei anderen Autorennen und auch Sportarten finden die Qualifizierungsphase und das Rennen an einem Tag statt. Nach einem freien Training und der Qualifizierungsphase wollen wir einen Weltrekord aufstellen.
Weltrekord?
Wir versuchen nach Guinness-Buch-Maßstäben die längste E-Fahrzeug-Parade der Welt aufzustellen. Dazu müssen über eine bestimmte Strecke in einem sehr engen Abstand öffentlich zugelassene Elektrofahrzeuge eine gewisse Streckendistanz fahren. Der Rekord liegt bei 507 und ist im Silicon Valley aufgestellt worden. Wenn wir 508 Fahrzeuge hier im Vorprogramm über die Strecke fahren lassen, dann ist das Weltrekord.
Und wie geht es danach weiter?
Danach kommt es zu einem sogenannten FanBoost. Formel E ist die einzige Sportart, bei der die Fans abstimmen können: Sie können über soziale Medien oder die Formula-E-App einem Fahrer ihre Stimme geben. Die drei mit den meisten Stimmen können zu einem beliebigen Zeitpunkt zweimal im Rennen, also mit jedem Fahrzeug einmal, den FanBoost drücken und haben für kurze Zeit mehr Kilowattstunden zur Verfügung.