Ein Strauß des Anspruchsvollen

FESTIVAL Zum dritten Mal zeigt das „Favourites Film Festival“ Produktionen, die keinen Verleih fanden

Auch im Kino wird es immer wichtiger: Events zu schaffen. Ein gutes Beispiel ist das „Favourites Film Festival“ (FFF), das nach zwei Jahren nun zum dritten Mal in Bremen stattfindet. Dort werden Filme gezeigt, die sich in einem regulären Kinoprogramm wohl nur wenige Zuschauer ansehen würden: Es sind kleine, unspektakuläre Produktionen, die Themen sind durchaus mal schwierig, bekannte Schauspieler spielen auch keine mit.

Auf kleinen Festivals in Triest oder Würzburg haben sie Publikumspreise gewonnen, aber in Deutschland keinen Verleih gefunden. Zu einem Paket gebündelt und an fünf Tagen nacheinander aufgeführt, so die Überlegung, haben diese Filme gleich eine ganz andere Attraktivität. Dazu kommt bei FFF noch ein Wettbewerb: Das Publikum wählt seinen Favoriten, der dann am Sonntagabend zu Sekt und Snacks noch mal gezeigt wird.

Geschickt setzen die beiden Leiterinnen des Festivals, Anna Jurzik und Paula Syniawa, auch die sozialen Netzwerke ein – und locken deutlich jüngere Zuschauer ins Kommunalkino 46, als sonst dort anzutreffen sind.

Zu Eröffnung läuft am Mittwoch „Des Étoiles“ von Dyana Gaye. Der Spielfilm handelt von einer Mutter, die lange in New York gelebt haben, aber nach dem Tod des Ehemannes wieder in ihr Heimatland Senegal zurückkehrt. Dabei begleitet sie ihr 19-jähriger Sohn. Gleichzeitig reist eine junge Frau von Dakar nach Turin, um bei ihrem Mann zu leben, der aber inzwischen weitergezogen ist, weil er in New York Arbeit gefunden hat. Eine echte Langzeitdokumentation ist „Something better to come“: 14 Jahre lang hat Hanna Polak ein junges Mädchen begleitet, das als Obdachlose auf einer riesigen Mülldeponie an den Rändern von Moskau lebt. Die Regisseurin wird den Film am kommenden Donnerstag selbst vorstellen.

„Hippocrate“ erzählt vom Alltag in einem französischen Krankenhaus, „Félix et Meira“ von einer jungen Mutter in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in Montréal, „Short Term 12“ von einer Teamleiterin in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche, die Doku „No Burqas Behind Bars“ von drei Frauen, die in Afghanistan inhaftiert sind, „Hope“ schließlich von afrikanischer Flüchtlingen auf dem Weg nach Europa. Wie zum Ausgleich laufen am Samstag zehn Kurzfilme – ausgewählt eher nach Originalität und Unterhaltungswert.  HIP

27.–31. Mai, City 46, Bremen www.favouritesfilmfestival.de