MD 72: Mein Kinderwagen, mein Kühlschrank, mein Superbike

Warum Pippi Langstrumpf so gerne „Sachensucherin“ ist, das erklärt sie gerne: „Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.“ Z. B. leere Konservendosen. Oder einen schlafenden Nachbarn. Upps! Ist auch das ein Found object, ein Objet trouvé? Warum nicht? Wenn man etwas Fertiges quasi unverändert in einen Galerieraum stellt, wird es zum Readymade. Um eine Vorstellung von der ökonomischen Spannbreite solch eines Kunstwerks zu bekommen, begebe man sich am besten in die Galerie MD 72 und schaue sich die vier von Merlin Carpenter bespielten Räume an. Eine Ducati. Ein Retro-Kühlschrank von Smeg. Ein Pioneer-Controller. Und, maximal retro, eine Heritage-Babykutsche von Silver Cross. Das ganze viermal, in jedem Raum. Fehlt nur noch das beneidenswerte Leben dazu. Was wären Sie bereit, für ein solches Leben zu zahlen? Was kann der Kunstmarktpreis einer Ducati Superbike 899 Panigale aka „Untitled“ sein (Ladenpreis ca. 15.000 €)? Die Ausstellung „Poor Leatherette“ hält eine fette Pointe bereit, an der sich so einige brisante Fragenstellungen entzünden können. SW

■ Bis 13. 6., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Mehringdamm 72