: Kirche sucht nach ihren Grenzen
KIRCHENTAG Das Parlament der Bremer Evangelischen Kirche tagt – und will über die Bibel, schwindende Mitglieder und überschüssige Gebäude nachdenken
Renke Brahms, Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) steht vor einigen Aufgaben: Die Reform der Kirchenverfassung, sinkende Mitgliederzahlen und Umschichtungen im Immobilienportfolio. Darüber berät am 20. und 21. Mai der Kirchentag, das Parlament der BEK. Ebenfalls Thema sind die Nachwehen der Bremer Bürgerschaftswahlen. Insgesamt wird diskutiert, wie sich die Bremische Kirche angesichts der gesellschaftlichen Veränderung neu definieren muss.
Die Grundlage dafür soll der Bericht des Schriftführers Renke Brahms bilden. In diesem erörtert der Leitende Theologe der BEK unter dem Motto „Reformation – Bild und Bibel“ das Jahresthema der Evangelischen Kirche in Deutschland. Zugleich erklärt er, dass es für die BEK vor allem darum gehe, die Bibel „als Quelle für den persönlichen Glauben in einer vielfältigen Gesellschaft mehr ins Gespräch zu bringen“.
Dazu wird auch eine kritische Auseinandersetzung mit der stark umstrittenen Kanzelrede von Martini-Pastor Olaf Latzel im Januar zählen. Hierbei geht es laut Brahms um eine inhaltliche Debatte. „Wir müssen uns mit der Bibel auseinandersetzen.“ Er plädiert dafür, biblische Texte hermeneutisch, das heißt in ihrem historischen Kontext zu lesen und zu verstehen. Erst das erlaube auch, solche Stellen einzuordnen, die es in der Bibel oder anderen heiligen Schriften gibt, in denen auch Gewalt vorkommt. Eine Grenze sei aus seiner Sicht erreicht, wenn die biblische Auslegung auf Kosten anderer geht. „Dann“, so Brahms, „distanzieren wir uns deutlich davon.“ Die BEK stehe vor der Herausforderung, deutlich zu machen wo diese Grenze zu ziehen ist. Ausdrücklich warnte er vor Menschen, die am äußeren rechten Rand stehen, und diese Debatten für sich nutzen, wie die Akteure der Pegida-Bewegung.
Weitere Themen des Kirchentags sind der Schutz der Feiertage, die gesetzliche Lockerung des Friedhofzwangs sowie bauliche Investitionen: In die Modernisierung wichtiger Gebäude werde man, so Kirchenkanzlei-Chef Johann Noltenius, bis 2017 fast 80 Millionen Euro stecken.
Zugleich soll der Bestand ausgedünnt werden: Der sei vor rund 50 Jahren für 400.000 Mitglieder aufgebaut worden, sagte Noltenius. „Heute steuern wir auf die Hälfte zu.“ Der Unterhalt der überzähligen Gebäude verschlinge Geld, das dann in der Seelsorge oder in der Diakonie fehle. Die BEK wolle aber „nicht in erster Linie in Steine investieren, sondern in die Arbeit mit Menschen“. SCHM
Öffentliche Sitzungen: 20. und 21. Mai, jeweils ab 9 Uhr, St. Stephanie-Gemeindezentrum, Stephaniekirchhof 8