: AfD steuert sich weiter Richtung Eskalation
EUROKRITIKER Chef Lucke will Bedingungen für seinen Verbleib verkünden. Rivalen kritisieren Egotrip
BERLIN dpa/taz | Die Machtkämpfe der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland laufen auf einen Showdown hinaus. Am Dienstag will Parteichef Bernd Lucke in Straßburg öffentlich machen, unter welchen personellen und inhaltlichen Bedingungen er zu einem Verbleib an der AfD-Parteispitze bereit ist. Vier Wochen vor dem Bundesparteitag wird der Ton zwischen dem bürgerlichen und dem rechten Flügel immer schärfer.
Laut Medienberichten wird Lucke in Straßburg ein Personaltableau aus seinem Lager präsentieren. Nicht dazugehören soll die bisherige Co-Chefin der AfD, Frauke Petry. Die sächsische Landeschefin trat zuletzt als Widersacherin Luckes auf. Mit ihrem Ausbooten würde die Spaltung der AfD fortgesetzt – Petry gilt als Frontfrau des rechten Lagers.
Neben Lucke will in Straßburg auch dessen Vertrauter Hans-Olaf Henkel auftreten. Er plädierte am Wochenende dafür, rechtskonservative Widersacher wie Petry und Alexander Gauland ganz aus der AfD zu drängen. „Wir müssen die Partei von diesen Elementen säubern“, sagte das frühere AfD-Vorstandsmitglied dem Spiegel.
Eine Kompromisslinie zwischen beiden Lagern sieht Henkel nicht mehr. „Tausende Mitglieder leiden unter diesen Leuten. Sie sagen: ‚Bitte, vertragt euch.‘ Aber sie begreifen nicht, dass das nicht geht“, argumentierte Henkel.
Petry ihrerseits spekulierte offen über einen Parteiaustritt Luckes: Dieser sei durchaus möglich. „Sollte Lucke ausscheiden, werde ich weiter für das Projekt AfD kämpfen“, sagte Petry derFrankfurter Allgmeinen Sonntagszeitung. Sie wünsche sich zwar, dass Lucke in der Partei bleibe. Zugleich stellte Petry aber fest: „Er hat sich politisch in eine Sackgasse manövriert.“
Anhänger des rechten AfD-Lagers kritisierten, dass Lucke eigenmächtig auf einem Pressetermin über die Zukunft der Partei entscheiden wolle. Schon zuletzt waren dem Parteichef Alleingänge und eine „Führung nach Gutsherrenart“ vorgeworfen worden.
Über die Zusammensetzung der neuen AfD-Führung soll Mitte Juni ein Bundesparteitag in Kassel entscheiden. Der zweite Co-Vorsitzende Konrad Adam hatte vor Kurzem erklärt, Lucke wolle die AfD verlassen und eine neue Partei gründen. Lucke wollte dies bisher nicht öffentlich kommentieren.
In jüngsten Umfragen fiel die AfD vor dem Hintergrund des innerparteilichen Machtkampfes um einen Punkt auf 5 Prozent. In diesem Jahr hatte die AfD bei den beiden Landtagswahlen in Hamburg und Bremen jeweils den Sprung über die Fünfprozenthürde geschafft.