: Fünf Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
LEKTIONEN
1. Bremen wählt Tristesse
Bremen ist die Stadt der klammen Kassen. Ob es daran lag, dass der Strom im Landeswahlamt ausfiel und wir uns am Sonntagabend Hochrechnungen sparen mussten? Irgendwie kamen bei dieser Bürgerschaftswahl lauter Negativrekorde zusammen: bei der Wahlbeteiligung wie beim Ergebnis für die Sozialdemokraten. Am Ende reichte es zwar für Rot-Grün, aber selten sahen Wahlsieger so traurig aus. Eine ganz zur Hansestadt passende Tristesse.
2. Deutsche sparen gern im Restaurant
800 Euro Trinkgeld schob Schauspieler Bruce Willis diese Woche einer Kellnerin in Berlin zu – die Nachricht ging um die Welt. Was für eine großzügige Summe das ist, versteht man erst, wenn man die Trinkgeldgewohnheiten der Deutschen kennt. Befragt, worauf sie am ehesten verzichten würden, wenn es finanziell eng wird, sagt die Mehrheit: Disco, Kino und Restaurant. So lautete das Ergebnis einer Erhebung der Stiftung für Zukunftsfragen. Die Faustregel, zehn Prozent Trinkgeld zu geben, halten die meisten für überholt. Sieben Prozent seien angemessen.
3. Auch Roboterautos haben Unfälle
Google hat die Unfallbilanz seiner selbst fahrenden Autos vorgestellt. Sie haben bislang viermal die Strecke zum Mond zurückgelegt. Elfmal krachte es. Googles Erkenntnis nach dem Langstreckentest: Man habe viel über die Fahrweise des Menschen gelernt: nämlich eigentlich unberechenbar, vor allem wenn er auf einem Fahrrad sitzt. Man habe die Autos deshalb auf eine defensivere Fahrweise programmiert. Liebe Suchmaschine, mal nach „Tipps für Fahranfänger“ zu googeln, darauf bist du wohl nicht gekommen?
4. Burundi kämpft ums Radio
In Bujumbura roch es nach Bürgerkrieg. Die Proteste gegen die erneute Kandidatur von Präsident Pierre Nkurunziza in Burundi entwickelten sich zu einem Machtkampf zwischen Regierung und Armee (siehe Seite 4). Fatal war der vor allem für das Radio, im ärmsten Land Afrikas die wichtigste Informationsquelle. Putschisten attackierten und plünderten staatliche Radiosender, Regierungstreue griffen unabhängige Stationen an. In der Rangliste der Pressefreiheit stand das Land schon vorher auf Platz 145 von 180 Staaten.
5. Die Drachme ist schon wieder Spekulationsobjekt
Die Verhandlungen mit der EU drücken Griechenland wieder in die Rezession. Rückt nun der Grexit oder eine Nebendrachme doch näher? Darauf spekuliert wird jedenfalls schon wieder. Ein kanadischer Hersteller von Banknotenpapier ist in dieser Woche zur Aktie der Zocker geworden. Fortress Paper, außerhalb Kanadas weitgehend unbekannt, schreibt eigentlich tiefrote Zahlen. Doch der Kurs seiner Aktie explodierte an der Börse regelrecht, wegen eines angeblichen Großauftrags. JÖRN KABISCH