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Archiv-Artikel

Chaos bei der Auszählung

WAHL Das Statistische Landesamt hat Details zu den Zwischenergebnissen der Bürgerschaftswahl gelöscht. Sie waren teils wirr und teilweise falsch

Von SCHN
Die Hochrechnungen und die bisher ausgerechnete Wahlbeteiligung seien „auf jeden Fall“ richtig, heißt es beim Statistischen Landesamt

Zahlen-Chaos bei der Auswertung der Bürgerschaftswahl: Auf der Website des Statistischen Landesamt stimmten die Zahlen nicht. Nun wird zwar das endgültige Ergebnis der Bürgerschaftswahl erst im Laufe des heutigen Mittwochs vorliegen, die vorläufigen Zwischenergebnisse aber aktualisiert das Landesamt regelmäßig im Internet. Bis Dienstagmittag standen dort noch die Wahlbereiche, die dortigen Wahlberechtigten, die gültigen Stimmen – und die Wahlbeteiligung in Zahlen und Prozenten. Bloß: In keinem einzigen Wahlbereich stimmten diese beiden Werte überein.

Zum Beispiel in Tenever: Von 2.395 Wahlberechtigten haben dort laut Zwischenstand von gestern Mittag 639 Menschen gewählt – laut statistischem Landesamt sollen das 34,33 Prozent gewesen sein. Ein Blick genügte, um bereits zu ahnen, dass da irgendetwas nicht stimmte, der Taschenrechner bestätigte: Es waren nur rund 26,5 Prozent. In Mahndorf sollen 28,12 Prozent der WählerInnen zur Urne gegangen sein – laut Rechenmaschine waren es aber weniger als 23 Prozent, aus einer Wahlbeteiligung von knapp 50 Prozent im Bereich Ostertor wurden nach Überprüfung der Zahlen nur noch 33 Prozent. Ist das historisch tiefe Wahlergebnis also etwa noch schlechter als angenommen?

Beim Landeswahlleiter hatte man vorerst keine Erklärung für die undurchsichtigen Zahlen – und erklärte später, die angegebenen Prozentzahlen hätten sich nicht auf die direkt daneben stehende Zahl der WählerInnen bezogen, sondern auch auf den entsprechenden Briefwahlbezirk, der stets aus mehreren Wahlbereichen bestünde. Man sei sich aber im Klaren darüber, dass dies so nicht ersichtlich sei – und habe deshalb nun die Wahlbeteiligung von der Homepage gelöscht.

Während es sich hier offenbar „lediglich“ um eine nicht zu entschlüsselnde Darstellung handelte, war die Zahl der Wahlberechtigten indes schlicht falsch: So sollte es laut vorläufigem Zwischenergebnis nur 198.000 Wahlberechtigte im gesamten Stadtgebiet Bremen geben. Diesen Fehler freilich hat das Statistische Landesamt von ganz allein gemerkt – und die Zahl der Wahlberechtigten kurzerhand ebenfalls gelöscht.

Transparenter ist’s dadurch freilich nicht geworden: Zu erfahren ist seither nur noch, dass in Burglesum – Stand Dienstag um 15 Uhr – 6.804 Menschen wählen waren. Wie viel Burglesumer ihr Wahlrecht nicht genutzt haben, ist nun nirgends mehr zu lesen und auch nicht mehr zu errechnen. Die Hochrechnungen jedenfalls basierten auf den richtigen Zahlen, heißt es beim Statistischen Landesamt, und auch die bisher ausgerechnete Wahlbeteiligung sei „auf jeden Fall“ richtig.  SCHN