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Archiv-Artikel

Rohingya werden Boat People

SÜDOSTASIEN Vor den Küsten Malaysias und Indonesiens werden 2.000 Flüchtlinge aus Birma und Bangladesch gerettet, meist muslimische Rohingya

AUS BANGKOK NICOLA GLASS

Verängstigt, geschwächt, hungrig und durstig: Am Montag sind vor Malaysias und Indonesiens Küsten 1.400 Flüchtlinge aus Bangladesch und Birma (Myanmar) gerettet worden. Laut Malaysias Polizei waren mehr als 1.000 Flüchtlinge von Schleusern vor der Insel Langkawi in seichtem Wasser ausgesetzt worden. Sie sollen jetzt in Internierungslager gebracht werden. Zeitgleich erklärten Indonesiens Behörden, östlich vor Nordsumatra seien weitere 400 Bootsflüchtlinge gerettet wurden.

Die meisten der am Montag Geretteten sollen muslimische Rohingya sein. Erst am Sonntag waren fast 600 Flüchtlinge vor Indonesiens Westküste geborgen worden. Die Regierungen in Jakarta und Kuala Lumpur rechnen mit weiteren Flüchtlingsbooten. Die UNO bezeichnet die Rohingya als die am meisten verfolgte Volksgruppe der Welt. Schlagzeilen machte ihr Schicksal, als der Rakhine-Staat im Westen Birmas 2012 Schauplatz blutiger Konflikte wurde. Die von radikalen Buddhisten ausgehende antimuslimische Hetze richtete sich gegen die Rohingya. Sie sind weder als ethnische Minderheit noch als offizielle Staatsbürger anerkannt. Im Zuge der ethnischer Gewalt wurden Hunderte Menschen ermordet, Zehntausende in Lager der Regierung gezwungen. Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch warf Birmas Autoritäten ethnische „Säuberungen“ vor. Laut Chris Lewa von der Organisation Arakan Project, die sich für Rohingya einsetzt, sind in den letzten drei Jahren 100.000 Angehörige der Volksgruppe geflohen.

Tausende werden so zu Opfern von Schleppern. Zwar hat das benachbarte Thailand nach massiver internationaler Kritik angekündigt, Schleppersyndikate zu zerschlagen, vor allem, nachdem am 1. Mai in Südthailand Massengräber mutmaßlicher Flüchtlinge entdeckt wurden. Die Behörden gehen davon aus, dass es sich bei den über 30 meist schon verwesten Leichen um Rohingya-Flüchtlinge handelt. Wegen mutmaßlichen Verstrickung in den Menschenhandel hat Thailand Dutzende Beamte strafversetzt oder festgenommen. Doch der jetzt plötzlich entfachte Aktionismus der Behörden dürfte oberflächlich bleiben. Offizielle haben bereits eingeräumt, der Menschenhandel sei außer Kontrolle geraten.

Da thailändische Behördenvertreter seit langem in die Verbrechen verstrickt seien, fordert Human Rights Watch eine unabhängige Untersuchung der Massengräber. Laut Lewa vom Arakan Project hätten der momentane Aktivismus der Behörden zur Folge, dass Tausende Flüchtlinge derzeit auf See festgehalten oder dort ihrem Schicksal überlassen würden.