NSA war auch an Siemens interessiert

ÜBERWACHUNG II Der deutsche Konzern sei verdächtig gewesen, weil er mit dem russischen Geheimdienst kooperierte

BERLIN taz | Die NSA hat mit Hilfe des Bundesnachrichtendienstes nicht nur versucht, die europäischen Unternehmen EADS und Eurocopter auszuforschen, sondern auch den deutschen Technologiekonzern Siemens. Das berichtet Bild am Sonntag.

In einem Interview mit dem Spiegel betonte jetzt Edward Snowden, dass ihn das nicht überrasche. Schon 2013 habe er erklärt, „dass die NSA auch Informationen über Siemens abgreift, wenn sie den Interessen der USA dienlich sind – selbst wenn es dabei nicht um Sicherheitsfragen geht“. Laut BamS weisen amerikanische Geheimdienststellen nun aber darauf hin, dass der Grund für das Interesse an Siemens die Zusammenarbeit des Unternehmens mit dem russischen Geheimdienst SSSN gewesen sei. Dabei soll Siemens auch nachrichtendienstliche Kommunikationstechnologie geliefert haben. Ein Siemens-Sprecher kann sich das Interesse der NSA dagegen nicht erklären. Es ist auch unklar, ob der BND am Ende tatsächlich der NSA half.

Dass US-Geheimdienste ihre Spähaktionen in Deutschland und Europa mit edel klingenden Argumenten begründen, hat Tradition. Als im Jahr 2000 das US-Abhörnetzwerk Echelon bekannt wurde, bestätigte der Ex-CIA-Chef James Woolsey, dass europäische Unternehmen ausgespäht wurden. Das Interesse habe aber nicht deren Technologie und Know-how gegolten, denn die seien gar nicht lohnenswert. Vielmehr wollte man beobachten, wie europäische Unternehmen mit Hilfe von Korruption international um Aufträge kämpften.

Nach den Snowden-Enthüllungen war zudem darauf hingewiesen worden, dass die Al-Qaida-Anschläge 2001 in Hamburg vorbereitet wurden. Man müsse deshalb Verständnis haben, wenn die USA die Antiterrormaßnahmen in Europa nicht allein den dortigen Behörden anvertrauen könnten. CHRISTIAN RATH