: Mit überaus präsidialem Stil
ÜBERMACHT Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD) ist sehr beliebt und schon seit zehn Jahren im Amt. Die Konkurrenz der CDU muss er nicht fürchten
BREMEN taz | Amtsmüde sei er, lustlos – das war der Wahlkampfspin der CDU-Spitzenkandidatin Elisabeth Motschmann gewesen: Verzweifelt wirkte das angesichts eines so beliebten Amtsinhabers Jens Böhrnsen, der bei einer Direktwahl auf 70 Prozent der Stimmen hätte hoffen können und der einen überaus präsidialen Stil pflegt. Immerhin hielt sich das Gerücht, er könne bei einer Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent seinen Rücktritt erklären, unter JournalistInnen bis zum Wahltag.
In der öffentlichen Diskussion aber spielten die Angriffe keine Rolle. Zumal Böhrnsen derartige Attacken in fast schon arroganter Gelassenheit konterte: Ein TV-Duell forderte die CDU-Herausforderung lautstark via Heimatzeitung? „Wie kommt Frau Motschmann darauf, ein Duell zwischen dem Spitzenkandidaten der stärksten und der Spitzenkandidatin der drittstärksten Partei zu fordern“, rieb Böhrnsen mit erkennbarem Vergnügen Salz in die noch immer offene Wunde der CDU, bei der Wahl 2011 auf den dritten Platz relegiert worden zu sein: „Wo bleibt denn da die Spitzenkandidatin der zweitstärksten Partei, Bürgermeisterin Karoline Linnert von den Grünen?“, fragte er. Als gelernter und lange praktizierender Verwaltungsrichter in Bremen weiß man eben sehr genau, dass ein öffentlich rechtlicher Sender wie Radio Bremen ein Duell wohl schwerlich hätte einfach nach Umfrage-Ergebnis besetzen können.
Böhrnsen ist ein eher untypischer Politiker: ernsthaft, arbeitsam – ohne allzu viel Spaß am rhetorischen Glanz oder politisch der kämpferischen Auseinandersetzung. Dabei stammt der Jurist aus einem hochpolitischen Elternhaus, sein Vater Gustav, Werftarbeiter, Betriebsrat und zunächst in der KPD, war im Untergrund gegen die Nazis aktiv, saß dann in Haft und baute nach dem Zweiten Weltkrieg die örtliche SPD mit auf.
Jens Böhrnsen war bei den Vor-68er-Schülerunruhen in Bremen dabei – bevor er, nach Zivildienst und Studium, eine unauffällige Richterkarriere in Bremen begann.
Erst 1994 wechselte er in die Bürgerschaft, wo er als Fraktionsvorsitzender die Große Koalition von Bürgermeister Henning Scherf mittrug. Von dem hat er sich, als er vor zehn Jahren dessen Amtsgeschäfte übernahm, deutlich distanziert.
Dass Böhrnsen, sollte der rot-grünen Koalition nach der gestrigen Wahl die nötige Mehrheit fehlen, ein Bündnis mit der CDU anführen will, gilt als ausgeschlossen – obwohl ein Nachfolger nicht in Sicht ist.
Beim einzigen gemeinsamen Wahlkampfauftritt mit CDU-Spitzenkandidatin Motschmann in einer Spielshow in einem Bremer Off-Theater bekam er als Aufgabe ein Plakat für die Union zu malen. Er schrieb der CDU daraufhin den Slogan „Gutes Leben nur für Reiche“ zu. BES