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Archiv-Artikel

KINDER

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da, das wissen schon die Kleinsten. Taschenlampendisco ist auch gern genommen. Oder ein Abendspaziergang. Im Park okay, aber ein angenehm-prickelnder Gruselfaktor hinzubekommen, stellt sich eher im tiefdunklem Wald ein. Da Mut bei Tageslicht und bei Dunkelheit aber zwei verschiedene Paar Schuhe sind, ziehen wir uns festes Schuhwerk an und lauschen am Freitag ab 21 Uhr auf der geführten „Nachtwanderung im Grunewald“ den Stimmen der Nacht: den Honigbienen, die sich auf ihrer Abendrunde den Nektar der Blattläuse von den blühenden Bäumen abholen (Berliner Waldschule mit Waldmuseum Grunewald, 030-8133442, Familien 5 €, Einzelticket 2,50 €). Sollte man doch einmal des Nachts im Wald auf sich gestellt sein, ist es beruhigend zu wissen, wie man im Dickicht überlebt. Das üben Familien mit Kindern ab acht Jahren während der „Survivalnacht im Wald“. Mit der Waldschule Zehlendorf pirschen sie auf den Spuren der Wildtiere durchs Gehölz, bereiten ein köstliches Waldmahl und bauen sich für eine geruhsame Nacht unterm Rock von Mutter Natur einen Unterschlupf. Bei geeignetem Wetter wird auch das Feuermachen ohne Streichhölzer geübt. Wetterfeste Kleidung und ein Feuerzeug für alle Fälle bitte mitbringen! (030–80495180, Kinder 5 €, Erwachsene 10 €, Familien 20 €, Waldimbiss inkl.).

Familien, deren Walderlebnishunger passiverer Natur ist, aber mit fantastischem Einschlag, besuchen am Sonntag das Atze Musiktheater. Um 16 Uhr macht sich dort „Ronja Räubertochter“ zusammen mit ihrem Freund Birk auf, im Wald, stets bedroht von Graugnomen und Rumpelwichten, erwachsen zu werden und ihren verfeindeten Familien zu zeigen, was im Leben wirklich zählt. Kinder ab sieben Jahren erleben bei der Aufführung herrlich derben Räuberhumor, mitreißende Musik und täuschend echte Wald- und Tiergeräusche – und sehen, wofür Survivalskills im Wald gut sind (Karten: 17 99 188, 9 €).

Survival? Wald? Sofa! Geht auch, ebenfalls mit Astrid Lindgrens Klassiker. Ulrich Noethen hat „Ronja Räubertochter“ ungekürzt eingelesen. Eingelesen ist nicht ganz richtig, eher durchlebt. Denn wie er Lovis, Mattis, Ronja und Co. Leben einbläst, ist eine Leistung, die beim „normalen“ abendlichen Vorlesen im Kinderzimmer nicht abrufbar ist. Besonders gut ist ihm das zahnlose Nuscheln Glatzen-Pers gelungen. Da Wald irgendwie immer gleich mit Mittelalter assoziiert wird, sind die Musik zu Beginn jeder der 5 CDs und das schunkelnde „Wolfslied“, dessen Text aus Lindgrens Feder stammt, entsprechend arrangiert. Zum Donnerdrummel (oetinger audio, ab 8, 19,99 €).