Kommt der Deichgraf zum Bahnsteig

GDL Ex-Ministerpräsident Platzeck soll Bahnstreik beenden. Das wünscht die Bahn. Lokführer schmunzeln

BERLIN taz | Matthias Platzeck soll es richten. So wie der Sozialdemokrat einst als „Deichgraf“ eigenhändig die Flut aus dem Oderbruch zurückdrängte, soll er jetzt die Züge in der Republik wieder zum Rollen bringen. Das jedenfalls erhofft sich die Deutsche Bahn. Am Mittwoch präsentierte der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube Brandenburgs Ex-Ministerpräsidenten als Ausweg aus dem festgefahrenen Konflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL.

Platzeck solle als „unabhängige Persönlichkeit“ an den Tarifverhandlungen teilnehmen, schlug Grube vor. „Uns geht es um Deeskalation und Befriedung der Gesamtsituation“, begründete der Bahnchef seinen Vorschlag. Zwar halte der Konzern weiterhin ein verbindliches Schlichtungsverfahren für die „beste Lösung“. Aber da die GDL derzeit „noch nicht bereit ist, in eine Schlichtung einzutreten“, wolle die Bahn „wenigstens auf einem anderen Weg vorankommen“. Die GDL könne gern zusätzlich eine Person ihres Vertrauens hinzuziehen. „Voraussetzung ist allerdings, dass wir mit solchen Verhandlungen sofort beginnen und der Streik augenblicklich beendet wird“, so Grube.

Inhaltliche Zugeständnisse machte der Bahnchef am inzwischen dritten Tag des fast einwöchigen Lokführerstreiks nicht. Weiterhin ist der staatseigene Konzern nicht bereit, auf die Forderungen der GDL nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit und einer Begrenzung der Überstunden einzugehen. Entsprechend reserviert reagierte die Lokführergewerkschaft. „Niemand sollte davon ausgehen, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund eines PR-Gags des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG die Streikaktionen beenden“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky bei einer Kundgebung vor dem Kölner Hauptbahnhof. Der neue Verfahrensvorschlag werde jetzt erst mal in Ruhe geprüft. P. BEUCKER