DIE LIEBESERKLÄRUNG : Facebook
NACH DEM ERDBEBEN IN NEPAL HAT DAS SOZIALE NETZWERK BEI DER SUCHE NACH VERMISSTEN GEHOLFEN
Am 23. April postete J. ein Foto auf Facebook: zwei T-Shirts, eine Hose, Sonnencreme, Wanderstöcke, Energieriegel, ein dicker Pullover, Reisepass. Alles fein säuberlich gefaltet und nebeneinandergelegt. „Ready to go“, schrieb er drüber. 18 Leuten gefiel das, einige schrieben: „Gute Reise“, und: „Wo geht’s denn hin?“ Das hätte ich auch gern gewusst, aber darauf gab J. schon keine Antwort mehr. Stattdessen erschien vier Tage später, am 27. April, in meiner Timeline: „J. hat sich während Erdbeben in Nepal selbst als ‚in Sicherheit‘ markiert.“ Da wusste ich, J. war nach Nepal geflogen, zum Wandern in den Himalaja. Mittlerweile sei er in einer Notunterkunft, schrieb er später auf seine Pinnwand. Ihm und seiner Freundin gehe es gut.
Nach dem Erdbeben in Nepal haben Google und Facebook neue Funktionen zur Suche nach Vermissten freigeschaltet. Facebook greift dabei auf den Standort zurück, den das Telefon, das Tablet oder der Computer beim Einloggen übermitteln. Erkennt Facebook, dass man sich in der betroffenen Region befindet, schickt es den Hinweis, dass man sich als „in Sicherheit“ markieren kann.
Der Ort, an dem wir uns einloggen, ist nur eine der vielen Informationen, die Facebook über uns sammelt. Jeden Like, jede Nachricht, jede Verbindung speichert es und verdient damit eine Menge Geld. Datenschützer sagen, das verstoße gegen europäisches Recht.
Und dennoch, mit dieser einen Funktion nach dem Erdbeben scheint es zum ersten Mal hilfreich zu sein: J. macht einen Klick, und alle seine Facebook-Freunde wissen Bescheid. Ihm erspart das, auf jede Nachricht einzeln zu antworten, uns erspart es die Sorge.
Mittlerweile ist J. zurück in Deutschland. Auch das weiß ich von Facebook. Er hat dort einen kurzen Text geschrieben und ein Dankeschön an alle, die ihm geholfen haben. 50 Leuten gefällt das. ANNE FROMM