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Archiv-Artikel

„Unter uns bleiben“

ANTI-SEXISMUS Eine queerfeministische Demo will die Nacht zurückerobern – ohne Cis-Männer

Von KSCH
Kim Khaos

■ 28, Queerfeministin, ist Teil des Bündnisses „Pick up Feminism, take down RSD“ gegen den „Pick Up Artist“ Julien Blanc.

taz: Frau Khaos, wer hat Ihnen die Nacht weggenommen?

Kim Khaos: Natürlich nicht eine bestimmte Person. Es geht vielmehr darum, dass öffentliche oder Partyräume meist von Männergruppen dominiert sind. Diese Räume werden dann für Frauen, Lebsen, Trans- und Intersexuelle Personen – FLTI – zu unsicheren Räumen. Sie sind dort vor allem nachts Übergriffen und Anfeindungen ausgesetzt. Diese Räume gilt es zurückzuerobern.

Männer dürfen nicht teilnehmen?

Wir schließen nur Cis-Männer aus. Das sind Männer, die als Mann geboren wurden und auch als Mann leben. Transmänner und alle, die sich nicht als Cis-Mann definieren, sind hingegen herzlich eingeladen.

Warum dürfen Cis-Männer nicht dabei sein?

Cis-Männer sind in den meisten Fällen strukturell privilegiert. Auch linke Demos sind oft Cis-Männer-dominiert. In diesem Fall wollen wir aber einen feministischen Raum schaffen, der für FLTI empowernd ist und dabei unter uns bleiben.

Können Männer Ihr Anliegen trotzdem unterstützen – oder sollen sie zu Hause bleiben?

Die ganze Demovorbereitung war Cis-Männer-frei, aber wir haben Bereiche der Organisation ausgelagert: Alle Aufgaben im sichtbaren Bereich, auch die Lautsprecher-Technik und so, werden von Frauen erledigt. Die Bereiche, die traditionell von FLTI übernommen werden, werden heute von Männern gemacht. Also beispielsweise die Kinderbetreuung und das Helfen in der Küche. Das Essen wird von Frauen geplant, aber Männer dürfen helfen, Gemüse zu schnippeln. Wir freuen uns also über Cis-Männer, die solidarisch mit unserem Anliegen sind und uns supporten.

Was ist sonst noch anders?

Wir treffen uns vor Demobeginn und essen gemeinsam. Dann gibt es ein Plenum, bei dem wir das Demo-Konzept vorstellen und letzte Absprachen treffen. Außerdem gibt es eine Awarenessstruktur. Das heißt, einen Rückzugsort für Leute, die sich unwohl fühlen oder sich einfach kurz zurückziehen wollen. Weil auch wir keinen diskriminierungsfreien Raum schaffen können. Und es gibt ein Team, das für so was sensibilisiert ist.

Woher kommt die Idee zu den „Take Back the Night“-Demos?

Sie stehen in einer feministischen Tradition und es gibt sie schon seit den 70er-Jahren an verschiedenen Orten der Welt. Traditionell in der Nacht zum 1. Mai, also als Walpurgisnacht. INTERVIEW: KSCH

Treffpunkt: 19 Uhr, Rote Flora