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Archiv-Artikel

Das Problem ist hausgemacht

KITAS Das Berliner Kitabündnis rechnet aus, dass 105 Millionen Euro für neue Erzieher und Kitaleiter und mindestens 100 Millionen für die Schaffung neuer Kitaplätze in der Stadt fehlen. Viel zu lange habe man damit gerechnet, dass Berlin schrumpfen wird

Dreimal mehr: mehr ErzieherInnen, mehr Stellen für Kita-Leitungen und mehr Kitaplätze – und das alles in drei Jahren. Dies fordert das Berliner Kitabündnis, ein Zusammenschluss von 21 Organisationen aus dem Berliner Kitabereich. „Das sind keine Maximal-, sondern Mindestforderungen, die schon lang diskutiert werden“, sagte Roland Kern vom Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin am Dienstag.

Personal- und Platzmangel in Berliner Kitas sind laut Bernd Schwarz vom Landeselternausschuss Berliner Kindertagesstätten ein hausgemachtes Problem. Viel zu lange habe man damit gerechnet, dass Berlin schrumpfen wird. Geburtenzuwachs, Zuzug, mehr Flüchtlingskinder – all das führe hingegen zu einem erhöhten Bedarf an Kitaplätzen, ergänzte Maria Lingens von der Arbeiterwohlfahrt. Und Schwarz fügte noch hinzu: Gerade dort, wo es am nötigsten wäre, in sozial benachteiligten Stadtteilen, sei zu wenig Angebot geschaffen worden. Überhaupt bewege sich Berlin je nach Studie mit einem Verhältnis Fachkraft:Kind von 1:6 im Bundesvergleich in Sachen Kinderbetreuung zwischen dem letzten und dem viertletzten Platz.

Deshalb fordert das Kitabündnis 2.300 neue Stellen: 1.700 für ErzieherInnen, 600 für Kita-Leitungen. Insgesamt würde das 105 Millionen Euro kosten, sagte Kern. Hinzu kämen mindestens weitere 100 Millionen Euro für die Schaffung neuer Kita-Plätze. Diese Summe sei nicht genauer bezifferbar, da es hier auf Art und Größe der Bau- und Sanierungsvorhaben ankomme. In diesem Zusammenhang begrüße das Kitabündnis die Entscheidung des Senats vom 25. März, die Zinslast bei der Pacht sanierungsbedürftiger Grundstücke des Landes Berlin von 6 Prozent des Grundstückswerts auf einen Euro jährlich zu senken.

Die Forderungen des Kitabündnisses hätten allerdings einen „wunden Punkt“, so Kern weiter: Es fehlen Erzieher, die die neuen Stellen besetzen würden. „Wenn wir das Geld heute bekommen würden, könnten wir nicht genug Leute einstellen.“

Deshalb, so Christiane Weißhoff von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, sei es wichtig, das Berufsbild ErzieherIn attraktiver zu machen. Nicht nur Gesundheitsschutz und bessere Bezahlung seien hier ausschlaggebend, sondern auch der Personalschlüssel: „Als Erzieherin würde ich mich schon fragen: ‚Wie viele Kinder sind in einer Gruppe?‘ “ PHILIPP IDEL