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Archiv-Artikel

Flüchtlingskinder unerwünscht

RASSISMUS In Weißensee wurde ein privater Spielplatz abgesperrt. „Tabula rasa“, sagt ein Hauswart

Weißensee, ganz in der Nähe der Kunsthochschule: Ein kleiner Junge dreht Fahrrad fahrend seine Runden vor dem Flüchtlingsheim in der Bühringstraße. Etwa 350 Menschen haben hier eine Unterkunft gefunden. Immer wieder sagt er: „Park – nein. Privat.“ Ein anderer Junge ergänzt: „Ein Mann hat gesagt: ‚Ihr sollt hier nicht spielen.‘ “

Die beiden meinen die großzügige Grünfläche mit Spielplatz gleich nebenan, in der Gustav-Adolf-Straße. Büroleute und Studierende der Kunsthochschule halten sich hier regelmäßig auf. Nur die geflüchteten Menschen aus der Bühringstraße sind hier offenbar nicht erwünscht. Denn seit Anfang des Monats ist das Grundstück mit einem rotweißen Band abgesperrt.

Als die Flüchtlinge das Grundstück als öffentliche Grünfläche „entdeckt“ und einer „intensiven Nutzung“ unterzogen hätten, sei diese Maßnahme notwendig geworden, sagt Matthias Jank von der Hausverwaltung. „Wir mussten das private Grundstück vom öffentlichen Raum abgrenzen.“

„Die haben hier Tabula rasa gemacht“, ergänzt ein Hauswart, der anonym bleiben möchte. AnwohnerInnen hätten aus den Fenstern geschrien und sich bei der Hausverwaltung beschwert. Einen ähnlichen Fall hatte es im Sommer 2013 in Reinickendorf gegeben. Dort hatte eine Eigentümergemeinschaft einen Zaun errichten lassen, um Flüchtlingskinder daran zu hindern, auf einem Privatspielplatz zu spielen (taz berichtete). Wie in Weißensee gab es keinen Spielplatz auf dem Gelände des Heims.

Nicht alle AnwohnerInnen in Weißensee sind einverstanden mit der Absperrung. Es sei schon ein „starkes Bild“ gewesen, als die Leute auf den Spielplatz gekommen seien, sagt ein Anwohner, der ebenfalls nicht seinen Namen in der Zeitung lesen will. Gestört hätten sie aber nicht. Daraus, dass dennoch ein Absperrband angebracht wurde, folgert er: „Es geht nicht um Lärmbelästigung. Es geht um die Anwesenheit der Leute.“ Im Haus würde nicht viel über die Absperrung geredet. Trotzdem ist er sich sicher: „Die schweigende Mehrheit hier ist für die Absperrung.“

Auch die von Geflüchteten und der Kunsthochschule Weißensee begründete Initiative „Kommen und Bleiben“ hat von dem Absperrband Kenntnis genommen. So sagt Fabian Maurer von der Initiative: „Menschen, denen die Flucht nach Deutschland gelungen ist, sollten wir Platz einräumen.“ PHILIPP IDEL