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Archiv-Artikel

Weniger Teenies schwanger

HEUTE IN DER BÜRGERSCHAFT Die Sozialbehörde braucht zwei Jahre, um Zahlen über Teenie-Schwangerschaften zusammen zu stellen. Die sind leicht rückläufig

Schwankungen in der Rate

■ In der Statistik werden Teenie-Schwangerschaften mit der „Rate der Lebengeborenen je 1.000 Frauen unter 20 Jahren“ gemessen. Diese Rate zeigt folgende Schwankungen:

■ 2009 lag die Rate in Bremen-Stadt bei 50,2. 2012 sank sie auf 46,9 und stieg 2013 wieder auf 50,7.

■ In absoluten Zahlen entsprach das 2009 141 Kindern, 2012 126 Kindern, 2013 kamen 134 Kinder von unter 20-jährigen Müttern zur Welt.  cr

Zwei Jahre hat das Sozialressort gebraucht, um aktuelle Zahlen für eine seit Langem beantragte Bürgerschafts-Debatte um Teenager-Schwangerschaften vorzulegen. 2013 forderte die CDU eine umfassende Evaluation der Angebote und Maßnahmen bei Schwangerschaften von unter 20-Jährigen. Behandelt wird das Thema erst heute.

Die Sozialbehörde erklärt die lange Bearbeitungszeit mit Personalmangel und „Krankheitsgründen“. Die CDU findet das „typisch“: „Es wird gerne mal was liegen gelassen, wenn es schwierig wird“, moniert Sandra Ahrens, familienpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.

Die veröffentlichten Zahlen zeigen allerdings ein eher entspanntes Bild: Die Geburtenrate bei unter 20-Jährigen ist leicht rückläufig. Die Entwicklung ist in absoluten Zahlen jedoch sehr gering und lässt wenig Rückschlüsse auf einen nachhaltigen Trend zu. So brachten zum Beispiel 2009 die unter 20-jährigen Bremerinnen 141 Kinder zur Welt, 2013 waren es 134.

Dreijahres-Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigten Bremen 2007 und 2010 mit überdurchschnittlich vielen Teenie-Schwangerschaften, für 2013 liegen noch keine Zahlen vor. Allerdings handelt es sich dabei um Bundesland-Vergleiche, die für Stadtstaaten gerade in sozialen Fragen nur sehr begrenzt aussagefähig sind.

Teenager-Schwangerschaften blieben„weiter Thema“, versichert David Lukaßen vom Sozialressort. Das Ressort qualifiziert Teenager-Schwangerschaften dabei „nicht per se als negative Ereignisse“. In den allermeisten Fällen seien jedoch die persönlichen Voraussetzungen und Kompetenzen für einen verantwortungsvollen Umgang mit sich und dem Kind nicht ausreichend gegeben.

Bärbel Möller vom Projekt Belem, das die Kinderbetreuung während der Schulzeit der Mütter organisiert, sieht in Bremen ein „großes Netzwerk, auf das junge Mütter zugreifen können um ihren Alltag mit Kind zu bewältigen“. Einrichtungen wie Casa Luna bieten betreutes Wohnen für minderjährige Mütter an. Ist die Schwangerschaft ungewollt, berät Pro-Familia über einen möglichen Schwangerschaftsabbruch.

Die Abbruch-Quote ist ein weiterer Indikator für die Häufigkeit von Teenager-Schwangerschaften. Aber auch diese Zahlen sind in Bremen seit 2009 leicht rückläufig. Ahrens sieht trotzdem Handlungsbedarf und möchte in der kommenden Legislatur „dran bleiben“.

Heute stellt die CDU lediglich einen Antrag auf Zwischenevaluation – aus Zeitmangel ohne Debatte.  CHRISTOPH REIS