Fragen eines lesenden Handwerkers

Müller kritisiert BE-Chef Peymann

VON STEFAN ALBERTI

Endlich hat mal einer gekontert. Keiner, von dem man grobe Töne erwarten würde. Michael Müller, Regierender Bürgermeister, Kultursenator und eher ein ruhiger Typ, hat zurückgeschlagen gegen die Phalanx großkopferter Kulturschaffender. Gegen jene, die meinen, der Staat habe alles zu bezahlen, was sie gerne tun und machen wollen – bloß mitreden, das dürfe er nicht und aktuell eben auch nicht über Stellenbesetzungen wie über den künftigen Volksbühnenchef.

Ungezählt sind die launigen Berichte, wie sich Theaterintendanten im Kulturausschuss des Parlaments wie Diven inszenierten und es schier unter ihrer Würde empfanden, ihre Etatforderungen ganz genau zu belegen – was in jedem anderen Bereich normal ist.

Elitäres Denken

Da ist dann schnell von staatlicher Kontrolle die Rede, wenn es doch mal einer genau wissen will. Aber wer ist dieser Staat? Doch die Gesamtheit seiner Bürger und vor allem Steuerzahler. Denen gegenüber muss sich ein Intendant ebenso verantworten wie ein Bezirksstadtrat, der einen neuen Sportplatz will.

Genau auf diese Abgehobenheit hat Regierungschef Müller abgezielt, als er bei BE-Chef Claus Peymann jetzt elitäres Denken sah und mutmaßte, Peymann würde ihn, den Drucker ohne Abitur, anders behandeln, wenn er promoviert hätte. Das ist peinlich für einen, der ein Ensemble leitet, das nach Bertolt Brecht benannt ist. „Fragen eines lesenden Arbeiters“ heißt eines von dessen Gedichten – Handwerker Müller hat die Frage aufgeworfen, ob sich der Staat, der all die Theater tatsächlich oder vermeintlich großer Intendanten finanziert, als tumber Geldgeber behandeln lassen muss.