: OFF-KINO
LARS PENNING
Eine ausgesprochen charmante Hauptfigur haben die Macher des Disney-Animationsfilms „Baymax – Riesiges Robowabohu“ entwickelt, als sie sich sehr lose der Adaption eines Marvel-Comics annahmen: einen auf Schmerzenslaute in der Umgebung reagierenden, sich sodann selbst aufblasenden Gesundheitsassistenz-Roboter, der jedes Leiden in Windeseile analysiert und stets sein Möglichstes daransetzt, zu helfen. Auch auf die Gefahr hin, mit seiner freundlichen Überbesorgtheit dem potenziellen Patienten ganz gehörig auf den Keks zu gehen. Als allerdings mal wieder die ganze Welt gerettet werden muss und Baymax vom jugendlichen Technikgenie Hiro zu einem Superhelden umprogrammiert wird, ergibt sich aus dem entstehenden Funktions- und Gewissenskonflikt zwangsläufig der Humor des Films: Natürlich kann der hilfreiche Roboter nicht recht verstehen, warum Karateschläge plötzlich der Gesundheit förderlich sein sollen. Trotz der tapsig-knuddeligen Hauptfigur erscheint „Baymax“ für kleine Kinder übrigens nicht wirklich geeignet, dafür ist das Superhelden-Actionuniversum doch zu aufregend. (23. 4. & 24. 4., 28. 4. jeweils 15 Uhr im B-ware! Ladenkino, Gärtnerstraße 19)
Kann eine anthropologische Avantgarde-Doku über Schaftrecks in Montana Humor haben? Na klar! Schon die erste Einstellung von „Sweetgrass“, den die studierten Anthropologen Lucien Castaing-Taylor und Ilisa Barbash im Jahr 2009 drehten, ist gemeinhin ein Lachschlager. Denn hier bekommt man das Gefühl, einem Schaf beim – sehr langsamen – Denken zusehen zu können: Ein seelenruhig kauendes Schaf guckt direkt in die Kamera und scheint dabei irgendwann zu der Erkenntnis zu gelangen, dass ihm hier jemand zusieht. Resultat: Es stellt das Kauen ein. In „Sweetgrass“ trifft dieser filmische Sinn für aus dem Leben gegriffene Absurditäten und ihre unterschwellige Komik auf ein dokumentarisch-wissenschaftliches Interesse, denn die Trecks der Schäfer mit ihren Schafen sind mittlerweile eingestellt. Massen von Schafen wälzen sich in „Sweetgrass“ durch die bergige Landschaft, und fluchende Sheepboys stehen am Rande des Nervenzusammenbruchs, weil die Schafe einfach nie tun, was sie sollen. Das Kontrastprogramm zu „Shaun das Schaf“, und fast genauso lustig. (29. 4., 19. 30 Uhr im Arsenal 2)
Im zeitgenössischen Deutschland hielt man Louise Brooks’ Verzicht auf theatralische Mimik und Gestik für schauspielerisches Unvermögen, doch heute weiß man es natürlich besser: Die Lulu in G. W. Pabsts „Die Büchse der Pandora“ (1928), die mit fröhlicher Selbstverständlichkeit alle Männer (und eine Frau) ins Verderben stürzt, ehe sie an Jack the Ripper gerät, ist mit ihrer Natürlichkeit und Lebendigkeit die wohl beste Darbietung der US-amerikanischen Stummfilmschauspielerin. (26. 4., 19. 30 Uhr im Babylon Mitte)