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Archiv-Artikel

Proteste gegen tödliche Grenzen

BEWEGUNG Angesichts der Katastrophen im Mittelmeer gibt es vielerorts Demonstrationen und Initiativen für eine andere Flüchtlingspolitik in Europa

„Stoppt das Sterben!“ hat jemand mit weißer Kreide auf das dunkle Pflaster geschrieben. Ein rund 20 Quadratmeter großes Areal auf dem Göttinger Hiroshimaplatz ist durch Klebeband mit aufgedruckten Totenköpfen symbolisch abgesperrt worden. „EU Border – Do not cross“, warnt eine Aufschrift daneben. Ein paar Meter weiter sind Umrisse von liegenden Menschen aufgemalt.

„Wir gedenken hier der Toten im Mittelmeer“, sagt Theresa F. Die junge Frau, die ihren vollen Namen nicht nennen mag, hat die Mahnwache vor dem Rathaus der Stadt am Montag angemeldet und eingerichtet. „Ich konnte die Nacht davor wegen der schrecklichen Nachrichten nicht schlafen“, erzählt sie. „Ich habe einfach nicht mehr ausgehalten, was da passiert und wollte irgendwas tun.“ Mehr als 1.000 Flüchtlinge waren bei den Flüchtlingskatastrophen in den vergangenen Tagen ums Leben gekommen, als überfüllte Boote auf ihrem Weg von Afrika nach Europa kenterten.

Nicht nur in Göttingen gehen Menschen auf die Straße: In Hannover demonstrierten am Dienstagnachmittag Flüchtlinge und ihre Unterstützer unter der Parole „Fähren statt Frontex“ für den Aufbau eines effektiven Seenotrettungssystems und sichere Einreisewege für Flüchtlinge nach Europa. „Wir fordern, dass Bootsflüchtlinge auf den täglich über das Mittelmeer pendelnden Fähren Europa sicher und kostengünstig erreichen können“, hieß es im Aufruf.

Für Sonntagabend hat die evangelische Marktkirchengemeinde in Hannover zu einer Gedenkandacht eingeladen. Anfang Juni ist in der Landeshauptstadt eine Großdemonstration zum Thema Flucht und Asyl geplant, wie der Niedersächsische Flüchtlingsrat mitteilt.

In Osnabrück hat die Initiative „European Border Watch“ in dieser Woche ein neues Büro eröffnet. Dort können sich Interessierte für ein neues Online-Rettungsprogramm registrieren und schulen lassen: Damit ließen sich Flüchtlingsboote frühzeitig auf dem heimischen Computer erkennen und ihre Koordinaten innerhalb von Sekunden an Rettungsdienste übermitteln, sagen die Organisatoren.  (epd)

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