: Der Endlagerstandort wird gekippt
betr.: „Castoren rollen schnell und billig“ von Nick Reimer, taz vom 13. 11. 03
Aha, dass der letzte Castortransport ins Zwischenlager diesmal „nur“ 58,5 Stunden von La Hague bis Gorleben brauchte statt 61 Stunden im Herbst 2002, das ist sehr, sehr wichtig. Unwichtig für die Berichterstattung ist, dass sich in diesem Jahr im Vergleich zum letzten Jahr fast doppelt so viele Menschen quergestellt haben. „Schnell beschrieben“ sei die letzte Etappe, „ohne große Zwischenfälle“ sei der Konvoi im Zwischenlager angekommen. Das werden die über 1.500 Menschen, die bei Minustemperaturen in Grippel und anderswo in der Nacht eingekesselt und zum Teil brutal abgeräumt wurden, anders empfunden haben. Wer weiß, ob der Reporter sich davon einen Eindruck gemacht hat, anstatt die Polizeiversion zu übernehmen.
Ungenau nimmt der Autor es mit der Zahl der eingesetzten Polizisten und BGS-Beamten, er spricht von 12.500 „Sicherheitskräften“. Es waren über 18.000, und das spricht natürlich Bände: Da kann man mal sehen, wie wenig Widerstand im Wendland geleistet wird. Wenn wir auf einer Pressekonferenz mit der Firma Salinas, der Kirche, Greenpeace und der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Rebecca Harms die Gründe für die Nichteignung des Salzstocks Gorleben als nukleares Endlager darlegen, so wäre es vielleicht doch besser, den Pessimismus („44 Castoren sind schon da, keine Regierung der Welt wird die noch einmal wegtransportieren wollen“) gegen unseren Optimismus („der Endlagerstandort wird gekippt“) in der Berichterstattung auszutauschen.
WOLFGANG EHMKE,
BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e. V.