Hingerichtet wegen falscher FBI-Daten

USA Jahrelang lieferte das FBI fehlerhafte Haaranalysen – und verursachte falsche Todesurteile

WASHINGTON afp | Das FBI hat in Strafprozessen jahrelang fehlerhafte Haaranalysen und Laboraussagen geliefert – und ist dadurch für mindestens 60 falsche Todesurteile mitverantwortlich. Das räumte die US-Bundespolizei am Sonntag ein.

In einer gemeinsamen Erklärung von FBI und Justizministerium heißt es, die FBI-Spezialisten hätten auf Grundlage mikroskopischer Haaranalysen „Fehler“ gemacht, die in Aussagen und Laborberichte eingeflossen seien. In dem OIG-Bericht vom Juli war von „wissenschaftlich untragbaren Analysen und übertriebenen Aussagen von FBI-Laborexperten in Strafprozessen“ die Rede gewesen.

Die Washington Post berichtete am Sonntag, in 95 Prozent von insgesamt 268 überprüften Prozessen seien „fragwürdige“ forensische Analysen des FBI verwendet worden. Die Zeitung beruft sich auf Angaben des Verbandes der Strafverteidiger NACDL und des Innocence Project, das versucht, irrtümlich verurteilte Häftlinge freizubekommen. Demnach legte das FBI seit mehr als 20 Jahren Beweise vor, die in Wahrheit keine waren.

Inzwischen würden die Aussagen allein auf Grundlage der mikroskopischen Haaranalysen „nicht mehr gemacht“, erklärten FBI und Justizministerium. Zusätzlich würden die Haare nun auf ihre DNA analysiert. Denjenigen, die zu Unrecht hinter Gittern oder gar in der Todeszelle sitzen, versprach das FBI, sie würden über die Fehler informiert und ihnen widerfahre „Gerechtigkeit in jeder Instanz“.

Der OIG zufolge wurden allerdings bereits drei Todeskandidaten, in deren Prozessen fehlerhafte FBI-Analysen verwendet wurden, hingerichtet. Einer von ihnen wäre ohne die falschen FBI-Indizien niemals zum Tode verurteilt worden, erklärte die Generalinspektion. Ein betroffener Häftling wurde nach 27 Jahren freigesprochen, fünf weitere Urteile wurden annulliert.