: Jugendrichterin Heisig vermisst
JUSTIZ Die Richterin, die mit schnellen Urteilen kriminelle Jugendliche besser erreichen wollte, ist verschwunden. Anzeichen für eine Straftat gibt es nicht, vermutet wird ein persönlicher Hintergrund
Die prominente Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig ist verschwunden. Die Polizei hat am Donnerstag mit Hunden und Stöcken in einem Waldstück im Norden Berlins nach ihr gesucht. Es gebe bisher keine Anzeichen für eine Straftat, sagte Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) am Donnerstag. Vermutet werde ein persönlicher Hintergrund.
Die Polizei geht davon aus, die Frau noch unversehrt zu finden. Die 48-Jährige war zuletzt am Montagabend gesehen worden. Ein Bekannter hatte sie am Mittwoch als vermisst gemeldet. Ihr Auto wurde am selben Tag im Stadtteil Heiligensee gefunden. Nach einem Bericht der Bild soll Heisig ihren Dienst am Amtsgericht Tiergarten am Montag nicht angetreten haben.
Nach Informationen der Presseagentur DPA wurden in dem Auto persönliche Dinge Heisigs gefunden, darunter ihr Ausweis. Der Wagen war verschlossen und ordentlich geparkt. Ein Abschiedsbrief von der Mutter zweier Töchter wurde nicht gefunden. Anhaltspunkte für eine Entführung gebe es bislang nicht, hieß es bei der Polizei.
Heisig wurde deutschlandweit bekannt mit ihrem Ansatz, dass nach dem Delikt die Strafe auf dem Fuße folgen müsse, um die Delinquenten noch innerlich zu erreichen und zu erziehen. Sie glaubt daran, dass die Spirale von Gewalt, Respektlosigkeit und Verwahrlosung Jugendlicher gestoppt werden könne. Sie hatte öffentlich gemacht, womit sich viele Gerichte herumplagen und sie polarisierte damit auch. Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben. „Das Ende der Geduld“ sollte nach bisherigen Planungen im September erscheinen.
Unermüdlich wirbt sie gerade bei Migranten dafür, dass Jugendliche mit ausländischen Wurzeln eine höhere Bildung bräuchten. Kriminalität fange oft mit Versagen in der Schule an, warnt sie immer wieder in Schulen, Vereinen und Nachbarschaftstreffs. Dort sagt sie zu Eltern: „Wir brauchen Ihre Kinder ganz dringend in guten Berufen – als Polizisten, Erzieher und Ärzte.“ Für diese Auftritte investiert sie viel Zeit.
Die Polizei weitete am Donnerstagnachmittag die Suche nach der Vermissten in dem rund zwei Quadratkilometer großen Waldstück aus. Die rund 60 Beamten waren mit Suchstöcken im Einsatz. Sie unterstützten Kollegen, die bereits mit vier Hunden in dem Gelände unterwegs waren. (dpa)