Doppelter harter Hund

Beim Beagle soll es sich Beschreibungen zufolge um einen fröhlichen und bewegungsfreudigen Hund handeln, liebenswürdig und aufgeweckt, ohne Anzeichen von Angriffslust oder Ängstlichkeit. Bei der Jagd beweist der Beagle demnach Zähigkeit und Zielstrebigkeit. Michael Biegler, in Zukunft Trainer des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg, wird insofern seinem Spitznamen „Beagle“ nicht in allen Punkten gerecht: Ausgeprägte Fröhlichkeit würde man dem 54-Jährigen nicht zwangsläufig bescheinigen; Zähigkeit und Zielstrebigkeit wiederum, das stimmt durchaus.

Einen „harten Hund“ hatten sie sich im HSV-Präsidium gewünscht, der den Spielern nach der enttäuschend verlaufenen Saison Beine macht, und so einen haben sie in Gestalt des ehrgeizigen, gerne etwas knurrig wirkenden gebürtigen Rheinländers auch bekommen: Vom 1. Juli an ist Biegler Trainer eines Vereins, der nach Jahren an der Spitze seine Bestimmung sucht. Ein Dasein im Mittelmaß ist für die Hamburger nicht akzeptabel, schon weil es dem klammen HSV, seit Jahren abhängig von seinem Mäzen Andreas Rudolph, in seiner Existenz gefährdet. Unter Biegler, der einen Zwei-Jahres-Vertrag erhält, soll es für den HSV wieder nach oben gehen: national in den Kreis derer, für die Meisterschale und DHB-Pokal erreichbar sind – und international zurück in die Champions League.

Auf Biegler wird da einiges zukommen. Er hat sich durch seine Unterschrift in Hamburg eine Doppelaufgabe zugemutet: Sein Nationaltrainer-Vertrag mit dem polnischen Handballverband läuft noch bis Herbst 2016, Biegler ist also mindestens bei der EM, die im Januar desselben Jahres in Polen stattfindet, für jene Mannschaft verantwortlich. Frühestens danach dürfte sein Ausstieg möglich sein.

Andererseits ist es vorstellbar, dass Biegler den doppelten „Beagle“ noch bis zum Herbst macht, also bis nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. In Polen wird seine Arbeit geschätzt, im Januar brachte er die Nationalmannschaft immerhin zu WM-Bronze. Er wolle beiden Seiten gerecht werden, sagt Biegler selbst. „Das ist machbar, sonst hätte ich das nicht gemacht. Ich weiß, was ich tue und ich freue mich darauf.“ Zwölf Vereinsmannschaften hat er schon betreut, führte unter anderem von 2004 bis 2007 den Bundesligisten Wilhelmshavener HV viermal zum Klassenerhalt.

Seine eigene schwere Zeit liegt 15 Jahre zurück: Da war Biegler alkohol- und medikamentenabhängig, ein Lebensabschnitt, der dazu beigetragen haben dürfte, dass es selten die ganz großen Topteams waren, für die Biegler wirkte. Die Handballer des HSV wieder zu einem solchen zu machen, die Chance hat er nun.  GÖR