: Das Böse rechtzeitig erkennen
HOLOCAUST Bei den Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag der Befreiung der KZs Sachsenhausen und Ravensbrück forderten Überlebende und Politiker Widerstand gegen Rassismus und Solidarität mit Flüchtlingen
BUNDESAUSSENMINISTER FRANK-WALTER STEINMEIER
70 Jahre nach der Befreiung der brandenburgischen Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen haben Überlebende und Politiker Widerstand gegen Rassismus gefordert. „Das Böse lauert überall. Wir müssen es rechtzeitig erkennen“, mahnte Annette Chalut, Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, am Sonntag. Die Ravensbrück-Überlebende rief die jüngeren Generationen auf, die Erinnerung wachzuhalten und wachsam zu sein. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte: „Wir dürfen nicht schweigen, wenn wir Zeuge werden von Rassismus, Antisemitismus, Extremismus.“ Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief zu Mitmenschlichkeit und Toleranz auf. „Es ist unsere Verpflichtung, nicht nur aus der Geschichte, sondern aus unserer grundlegenden Menschlichkeit heraus solidarisch zu handeln und Mitmenschlichkeit und Toleranz zu zeigen“, sagte er mit Blick auf Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl suchen.
Mehr als 1.000 Menschen aus aller Welt waren zu der zentralen Gedenkveranstaltung in Ravensbrück gekommen, darunter knapp 90 frühere Häftlinge. Mit Kranzniederlegungen, Gesängen und Gebeten gedachten sie ihrer gestorbenen Mithäftlinge. „Unsere Kameradinnen, die hier ums Leben kamen, dürfen nie vergessen werden. Jede Erinnerung bringt sie uns nahe“, betonte Chalut. Mehr als 25.000 Frauen und 2.500 Männer starben in Ravensbrück.
Am Nachmittag sprach Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Sachsenhausen vor mehr als 70 KZ-Überlebenden aus zahlreichen Ländern. In Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Das KZ wurde am 22. April 1945 von der Roten Armee befreit. „Die Erinnerung hat kein Verfallsdatum“, betonte Steinmeier. In der Befreiung vom Nationalsozialismus, dem Wiederhineinwachsen in die europäische und internationale Gemeinschaft liege heute die besondere Verpflichtung, für menschliche und politische Prinzipien einzustehen, „die Deutschland an Orten wie Sachsenhausen auf so einzigartige Weise geschunden hat“, betonte der SPD-Politiker. (dpa, epd)