: Athen wird gerüffelt und hofft auf Vorschuss aus China
FINANZEN Die Finanzwelt fordert Reformen von Griechenland, auch Obama ist jetzt besorgt
ATHEN/WASHINGTON dpa | Die internationale Finanzwelt hat Griechenland zu Reformen aufgefordert, um eine Staatspleite abzuwenden. Notenbanker, Finanzminister und US-Präsident Barack Obama gaben sich auf dem Frühjahrstreffen des IWF und der Weltbank am Wochenende besorgt über die Situation.
Die Geldgeber haben ihre Verhandlungen mit Griechenland am Sonntag fortgesetzt, mit Entscheidungen werde allerdings nicht gerechnet: Die Experten wollen das Treffen der EU-Finanzminister am Freitag dieser Woche im lettischen Riga vorbereiten. Zu der Gruppe gehören Vertreter der Athener Regierung, Experten der EU-Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB), des Rettungsschirms ESM sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF).
EZB-Präsident Mario Draghi forderte eine Verhandlungslösung zwischen Athen und den Geldgebern, die fair sei und dem Land Wachstum sowie finanzielle Stabilität biete. „Wir wollen alle, dass Griechenland Erfolg hat.“ Athen könne als Teil der europäischen Währungsunion nicht isoliert Politik machen. IWF-Chefin Christine Lagarde lehnte Griechenlands Bitte um einen Zahlungsaufschub bei der Tilgung der IWF-Kredite ab.
Unterdessen schloss der stellvertretende griechische Regierungschef Giannis Dragasakis in einem Interview eine Volksabstimmung oder auch vorgezogene Parlamentswahlen in Griechenland nicht aus. Dies seien Möglichkeiten bei einem Scheitern der Gespräche Athens mit den Geldgebern. Athens Ziel sei aber der Verbleib des Landes in der Eurozone.
Griechenland versucht offenbar, Geldquellen in China und Russland zu finden. Es gehe um bis zu 15 Milliarden Euro, berichteten die griechischen Wochenzeitungen Agorá und Karfí. Zehn Milliarden Euro sollen demnach aus China kommen. Peking könnte das Geld als eine Art Vorauszahlung für die Nutzung des Hafens von Piräus und einen Einstieg bei der griechischen Eisenbahn leisten.
Athen hoffe zudem auf drei bis fünf Milliarden Euro aus Russland, als eine Art Vorschuss für künftige Transitgebühren für die geplante Erdgas-Pipeline Turkish Stream. Ein Kremlsprecher sagte allerdings, Athen könne nicht mit Finanzhilfen aus Russland rechnen.
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