: Das Endlager steht 2170
ATOMMÜLL Die Endlagerkommission fordert, mögliche Alternativen zu Gorleben zu sichern. Sie will verhindern, dass Fracking oder Bergbau die Standorte unbrauchbar machen
BERLIN taz | In der Debatte um den Standort für ein atomares Endlager drängt die Endlagerkommission des Bundestags auf ein neues Gesetz, das andere mögliche Orte jenseits von Gorleben sichern soll.
„Dringend erforderlich“ sei eine Regelung, die „eine zeitweise Zurückstellung von Anträgen auf bergbauliche Vorhaben mit Einwirkungen auf in Betracht kommende Standortregionen ermöglicht“, heißt es in einer Vorlage, die bei der Sitzung der Kommission am Montag beschlossen werden soll. So soll verhindert werden, dass mögliche Alternativstandorte zu Gorleben etwa durch neue Bergwerke oder durch Fracking-Vorhaben von der Liste verschwinden. Damit reagiert die Kommission auf den Beschluss der Bundesregierung vom März, die „Veränderungssperre“ für Gorleben um weitere zehn Jahre zu verlängern. Die Entscheidung, die den Standort Gorleben juristisch sichert und bei Umweltverbänden und Niedersachsen großen Protest ausgelöst hatte, sei „nicht glücklich“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Michael Müller (SPD).
Die Arbeit der Kommission, die im Sommer 2014 ihre Arbeit aufnahm, nannte die Co-Vorsitzende Ursula Heinen-Esser (CDU) „nicht immer einfach, aber spannend“. Sie sei zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werde, im nächsten Jahr Kriterien für die Suche nach einem Endlager aufzustellen. „Wir werden allerdings weder Standorte noch Gesteinsarten für ein Endlager vorschlagen“, sagte Heinen-Esser. Das Gremium wolle die Bevölkerung stärker einbeziehen.
Die Kommission hat einen möglichen Zeitplan für die Endlagerung des Atommülls vorgelegt. Demnach könnte 2018 – also nach der nächsten Bundestagswahl – der Auswahlprozess beginnen. 2031 soll laut Gesetz eine Entscheidung fallen, „wofür freilich die Realisierungschancen noch unklar sind“, heißt es. Die Einweihung des Endlagers sei „frühestens 2045/2050 denkbar“. Geplant ist, den Müll im Notfall über 100 Jahre wieder zurückholen zu können. „Das Ende der Einlagerung ist zwischen 2075 und 2130 vorstellbar“, schreiben die Experten, der Verschluss zwischen 2085 und 2160. Ein verschlossenes und gesichertes „Endlagerbergwerk wäre denkbar zwischen 2095 bis 2170 oder später“. Wichtig sei in dem ganzen Prozess, dass „abhängig von den Entscheidungen zukünftiger Generationen“ das Verfahren jeweils auch abgebrochen oder „auf andere Pfade umgeschwenkt“ werden könne.
BERNHARD PÖTTER