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Archiv-Artikel

„Viele schwarze Schafe“

AUSSTELLUNG Wie fair und ökologisch Outdoor-Kleidung ist, wird im Gewerkschaftshaus gezeigt

Von JPB
Edith Laudowicz

■ engagiert sich in der Koordinierungsgruppe der Kampagne für saubere Kleidung und ist Vorsitzende des Bremer Frauenmuseums.

taz: Frau Laudowicz, tragen Sie Outdoor-Bekleidung?

Edith Laudowicz: Ja, weil ich selbst wandere, Ski fahre und schwimme.

Sind die Produktionsbedingungen nicht problematisch?

Viele Firmen halten soziale Mindeststandards nicht ein und sind sehr intransparent, was ihre Zulieferer angeht. Wie andere Kleidung werden auch Outdoor-Artikel in asiatischen Ländern hergestellt, in Vietnam oder China, neuerdings aber auch in Bulgarien oder Rumänien. Die Firmen dieser Branchen bemühen sich in letzter Zeit stärker als andere Textilunternehmen um Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Woran liegt das?

Das hängt an dem Image – fast alle Firmen machen Reklame mit Nachhaltigkeit. Jemand der Outdoor-Kleidung kauft, achtet in der Regel eher auf seine Umwelt. Auch wenn man durch die Hightech-Materialien auf der anderen Seite mit einer ganzen Menge Chemikalien konfrontiert ist, bei denen auch das Recycling problematisch wird.

Und welche Marken tragen Sie dann?

Eine Jacke von Maier, eine Hose von Jack Wolfskin und ein Wandershirt von Pantagonia. Alle Firmen sind Mitglieder in der „Fair Wear Foundation“, einer Organisation, bei der sie sich verpflichten, bestimmte soziale Standards einzuhalten oder durchzusetzen. Sie werden von einer Multi-Stake-Holder-Initiative kontrolliert und sind verpflichtet, die Ergebnisse zu veröffentlichen.

Was soll damit erreicht werden?

Transparenz über Zulieferketten und die Produktionsbedingungen ist das Wichtigste. Dabei geht es etwa um die Einhaltung von Arbeitszeiten, einen Arbeitsvertrag und existenzsichernde Löhne.

Also einen Mindestlohn?

Nein, eben nicht. Viele Firmen beteuern gerade, den Mindestlohn in den jeweiligen Ländern zu zahlen, aber das reicht nicht. Wir fordern einen Lohn, der die Existenz einer vierköpfigen Familie sichern kann, inklusive den Ausgaben für Kleidung, Wohnung, Essen und Bildung.

Gibt es Marken, die man nicht kaufen sollte?

Es gibt viele schwarze Schafe, aber wir fordern keinen Boykott, denn das ist nicht im Interesse der Beschäftigten. Es würde ihre Jobs gefährden. Der Lohn ist neben der Arbeitszeit und sicherheit das Hauptproblem. Hier fordern wir Verbesserungen. INTERVIEW: JPB

Ausstellung: bis zum 15. Mai, Gewerkschaftshaus, Bahnhofsplatz 22, Führungen unter: ☎ 0421 / 17 19 10

Info-Veranstaltung „Faire Kleidung und wenig Chemie bei Outdoor-Kleidung“: 22. April, 19 Uhr