: Kompromiss beim Sprit vom Acker
LANDWIRTSCHAFT Die EU einigt sich darauf, bis zu sieben Prozent Kraftstoffe aus Raps & Co zu fördern
BRÜSSEL dpa | In der EU soll die Nutzung von Agrosprit gedeckelt werden. Am Dienstag stimmte der Umweltausschuss im Europaparlament dafür, Kraftstoffe aus Nahrungspflanzen wie Raps oder Soja bis zu einer Grenze von 7 Prozent des gesamten Energieverbrauchs im Verkehr zu fördern. Die EU-Staaten und das Plenum des Europaparlaments müssen noch zustimmen – das gilt aber als Formalie.
Der emissionsärmere Sprit vom Acker soll der EU helfen, ihre Klimaziele zu erreichen. Bis 2020 will sie insgesamt 10 Prozent der Energie im Transportbereich aus erneuerbaren Quellen generieren. Allerdings sind Rapsdiesel und Co umstritten, weil der Anbau der Kreuzblüter, von Mais oder Soja für die Spritproduktion Flächen belegt, auf denen sonst Nahrungsmittel gewonnen werden könnten. Für neues Ackerland muss Wald gerodet werden, was wiederum den Klimawandel beschleunigt. Eine Alternative ist Sprit aus Algen, Pflanzenresten oder Klärschlamm, dessen Anteil bislang unter 1 Prozent liegt.
Die 7 Prozent konventionellen Agrokraftstoffs, die sich die Mitgliedsstaaten nun anrechnen lassen dürfen, sind ein relativ schlechter Deal. Die EU-Kommission hatte für 5 Prozent plädiert – so viel machen sie heute bereits aus.
Der Umweltexperte der Europäischen Volkspartei, Peter Liese, wertete die Regelung als gelungenen Mittelweg: Es gebe „Vertrauensschutz“, weil die Hersteller weiter Biokraftstoff verkaufen könnten, „aber wir steuern für die Zukunft um“. Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie zeigte sich erleichtert.
Die Grünen im Europaparlament sprachen dagegen von einer „verspielten Chance“. Martin Häusling, der agrarpolitische Sprecher der Fraktion, wies darauf hin, dass die bisherige „enorme Förderung von Agrokraftstoffen mit zur Zerstörung von Regenwald geführt“ habe.