: Das Ende des Triumvirats ist besiegelt
SPD-CHEF WILL INS PARLAMENT
In der Politik geht es um Macht. Und wer etwas riskiert, kann auch verlieren: Das ist grob die Geschichte des Jan Stöß, lange Zeit aufstrebender SPD-Nachwuchspolitiker. Der 41-Jährige will, wie er der taz am Donnerstag sagte, einen Sitz im Abgeordnetenhaus bei der Wahl 2016 holen, per Direktmandat in Mitte. Doch selbst wenn das gelänge, wäre es nur ein halber Sieg.
Das liegt nicht mal daran, dass inzwischen viele Abgeordnete in wichtigen Positionen im Landesparlament deutlich jünger sind als er, sondern daran, dass Stöß sich dann gleich zwei Männern unterordnen muss, mit denen er sich lange auf Augenhöhe fühlte: dem Fraktionschef Raed Saleh (37), der dann sein Boss wäre, und dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller (50), dessen Senatsvorlagen er dann abnicken müsste. Dass Müller und Saleh ihre Posten nach der Wahl behalten, gilt als sicher.
Gegen Müller hat Stöß sogar schon einmal im direkten Duell gewonnen: als er 2012 den damaligen Parteichef (und Stadtentwicklungssenator) mithilfe von Saleh aus dem Amt putschte.
Gegen Müller hat Stöß aber auch schon im direkten Duell verloren: als er sich im Herbst 2014, wie schon Saleh, einem Mitgliedervotum über die Nachfolge Wowereits stellte, der im August 2014 seinen Rücktritt angekündigt hatte. Stöß war in dem Wettstreit derjenige, der sich gegen die beiden Mitstreiter am stärksten inhaltlich profilierte mit einem Programm, das viele für großmäulerisch und unfinanzierbar hielten, einige aber einfach für ordentlich links. Genauso wie er es zuvor schon in seiner Rolle als Parteichef gemacht und sich selbst und dem Amt Prominenz verschafft hatte.
Der Partei war das zu viel: Müller gewann den Wettkampf bereits in der ersten Runde klar, und obwohl Stöß etwas besser abschnitt als Saleh, fiel er tiefer. Während jener als Fraktionschef weitgehend so weitermachte wie bisher, hat man aus der SPD-Landeszentrale im Wedding seitdem nicht mehr viel Kreatives gehört.
Jan Stöß ordnet sich in der Hierarchie also wieder unten ein. Und hofft wohl auf eine zweite Chance – nach Ende der Müller-Ära. BERT SCHULZ