: Der erste Tag ohne Kippe
Gestern trat das Rauchverbot in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein in Kraft. Allerdings nicht in Kneipen und auf Silvesterpartys. Weil ohnehin nicht kontrolliert wurde, durfte bis zum Morgen weiter gequalmt werden
Bei Silvesterfeiern in Restaurants, Veranstaltungshallen und Kneipen im Norden haben viele Gäste gelassen auf das neue Rauchverbot reagiert. So gingen zum Beispiel beim Silvesterball im voll besetzten Kieler Schloss Gäste und Personal die ab Mitternacht geltende Regelung eher pragmatisch an: „Heute passiert gar nichts“, sagte Restaurantchef Torsten Schulze am Silvesterabend. „Sie können nicht um Mitternacht den Leuten das Rauchen verbieten. Das wäre doch unrealistisch, heute Nacht den Leuten den Aschenbecher wegnehmen zu wollen.“
Ähnlich ging es auch im Hamburger Schanzenviertel mit zahlreichen Restaurants, Kneipen und Cafés zu. So blieb zum Beispiel in der Szenekneipe „Frank und Frei“ in der Silvesternacht noch alles bei der alten Gewohnheit: „Es wäre zu stressig gewesen, wenn wir jedem das Rauchen verboten hätten“, sagte ein Angestellter. „Mit Beginn des Frühstücks am Neujahrstag wird Rauchen bei uns nicht mehr gestattet sein.“
In Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg darf seit Neujahr in Behörden, Krankenhäusern, Schulen, Hochschulen, Heimen, Kulturstätten, Sporthallen und in der Regel auch in Gaststätten nicht mehr gequalmt werden. Nur in komplett abgetrennten Nebenräumen ist dies noch erlaubt. In Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind schon seit mehreren Monaten Rauchverbote in Kraft.
Massive Kontrollen wird es voraussichtlich in Schleswig-Holstein noch nicht sofort geben. Auch in Hamburg setzen die Behörden auf langfristige Überzeugung. „Es wird etwas Zeit brauchen, damit das Nichtrauchen in Gaststätten von allen akzeptiert und für gut befunden wird“, sagte Gesundheitssenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU).
Die niedersächsischen Gastwirte in Grenzbereichen klagen über höhere Umsatzeinbußen, sagte Rainer Balke, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Niedersachsen. Bereits in den vergangenen Wochen seien viele Firmen mit ihren Weihnachtsfeiern auf Lokale in Bremen oder Nordrhein-Westfalen ausgewichen. Die Gäste setzten die Wirte teilweise regelrecht unter Druck, weil sie rauchen möchten, sagte Balke.
Aus Protest gegen das Rauchverbot in einer Gaststätte auf der Insel Wangerooge hat ein Mann in der Nacht zu Sonntag mit einer Bierflasche auf den Wirt eingeschlagen. Das 52 Jahre alte Opfer wurde dabei am Kopf verletzt und musste in ärztliche Behandlung. AFP / DPA / TAZ