WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Moabiter Richter? : Bibbern und klagen
Schadenfreude ist beim folgenden Thema fehl am Platz. Das zu erwähnen scheint angebracht, dreht es sich doch augenscheinlich um das hierzulande beliebte Thema „Staatsbedienstete und deren Befindlichkeiten“. Dabei geht es um viel mehr. Nämlich darum, wie wir trotz Klimawandels in Würde leben können. Ja, genau. Die im Folgenden beschriebenen Geschehnisse sind daher vor allem ein mahnendes Beispiel. Ort des Geschehens ist das Kriminalgericht Moabit.
Dort bekommen Richter, Anwälte, Verwaltungsmitarbeiter und Angeklagte kalte Füße. Vergangenen November klagten zumindest die drei erstgenannten Berufsgruppen über Raumtemperaturen um 16 Grad. Ein Anwalt ward darob so mürbe, einer Journalistin zu gestehen, wieder lange Unterhosen zu tragen, „weil die Kälte nicht mehr zu ertragen war“. In den breiten, hohen Gängen des hundert Jahre alten Gebäudes herrschten lediglich 10 Grad.
Schuld ist der Klimaschutz. Dessen Büttel ist die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Das landeseigene Unternehmen hat 2007 in modernste Heiztechnik investiert. 1 Million Euro steckte die BIM in den Austausch aller Thermostatventile im Gebäude. Die Raumtemperatur dort wird zentral eingestellt. Allerdings um einiges zu niedrig, finden die Gerichtsmitarbeiter.
Die angesichts ihres Berufes nicht gerade überraschende Folge: Die Vereinigung Berliner Staatsanwälte und der Richterbund Berlin haben sich schriftlich beschwert. Die Adressatin, Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD), ließ daraufhin im Dezember die Regler hochdrehen. Selbst in den Fluren herrschen nun wieder laut BIM 18 Grad. Doch die Beschwerden sind geblieben.
Nun fürchtet die BIM, die versprochenen Heizkosteneinsparungen nicht abliefern zu können. Die Kosten sollten von ursprünglich 850.000 Euro pro Jahr um 32 Prozent sinken. Das einstige „Leuchtturmprojekt“ Berlins droht zu scheitern. Wir müssen uns also entscheiden: Klimakatastrophe oder doch lange Unterhosen. Jedem ästhetisch sensiblen Menschen muss die Antwort schwerfallen. MLO
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