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Alevitische Proteste

betr.: „Ich wollte etwas Komplexeres“, taz vom 28. 12. 07

Natürlich muss es erlaubt sein, das Thema Inzest, auch innerhalb eines Krimis, zu thematisieren. Auch ist es nicht völlig auszuschließen, dass Inzest wie bei jeder anderen gesellschaftlichen Gruppe im Einzelfall auch bei Aleviten auftritt. Allzu verständlich sind aber auch die Reaktionen und Proteste der Aleviten, da mit der aktuellen „Tatort“-Folge ein Vorurteil bedient wird, das seit langer Zeit nicht nur von orthodoxer muslimischer Seite gegenüber den Aleviten geäußert wird. Zu fragen bleibt hierbei vor allem, wie intensiv Angelina Maccarones Recherchen wirklich gewesen sind.

Es gibt in Deutschland bisher nicht viele Wissenschaftler, die Veröffentlichungen zur Religion der Aleviten geschrieben haben. Neben Markus Dreßler ist hier unter anderem Krisztina Kehl-Bodrogi zu nennen, auf deren Arbeiten man bei der Recherche stößt. Unter anderem hat sie bei der Ausländerbeauftragten in Berlin im Jahre 2002 das kleine Büchlein „Was du auch suchst, such es in dir selbst! Aleviten (nicht nur) in Berlin“ herausgegeben, das dort weiterhin für zwei Euro erhältlich ist. Dort heißt es auf Seite 28: „Für die Sunniten galten die Aleviten als Ketzer von zweifelhafter Moral. Man beschuldigte sie der rituellen Promiskuität, religiös legitimierter inzestuöser Praktiken und der Gastprostitution – haltlose Vorwürfe, die bis heute nicht ganz verstummt sind.“ Aufgrund dieses Umstandes hätte man meiner Meinung nach mit mehr Sensibilität an das Thema herangehen müssen. ANDRÉ FREESE, Bremen

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