: Schweres Weltnaturerbe
Hamburg blockiert Unesco-Antrag, das Wattenmeer zum Weltnaturerbe zu erklären. Grund sind Angst um Hafen und Elbvertiefung. Dabei hatte Rot-Grün schon 2001 die Bewerbung beschlossen
VON SVEN-MICHAEL VEIT
So bald wird das Wattenmeer an der Nordsee nicht von der Unesco zum Weltnaturerbe ernannt werden. Denn der Hamburger CDU-Senat hat Dringenderes zu tun – die Elbe zwischen dem Hamburger Hafen und der Mündung bei Cuxhaven auszubaggern. Das, findet die Wirtschaftsbehörde, dürfe nicht gefährdet werden. Vor Beendigung des Planfeststellungsverfahrens wird Hamburg keinen „weitergehenden Schutz“ befürworten.
„Im Grundsatz sehen wir das mit Wohlwollen“, beteuert Senatssprecher Christof Otto. Aber der Hafen, das Wirtschaftswachstum und die Arbeitsplätze hätten nun mal Vorrang. Außerdem gäbe es nicht den von Umweltschützern behaupteten Zeitdruck für eine Antragstellung zum 1. Februar: „Das geht nächstes Jahr auch wieder.“
Der Naturschutzbund (NABU) hatte den Senat gestern aufgefordert, den Weg für einen deutsch-niederländischen Weltnaturerbe-Antrag noch in diesen Tagen frei zu machen. Dieser müsse noch im laufenden Monat bei der Unesco in Paris gestellt werden. Er sollte ursprünglich von der Bundesrepublik gemeinsam mit den Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie den Niederlanden eingebracht werden. Eine spätere Erweiterung um den dänischen Wattenmeeranteil sei aber möglich.
Letztlich verweigert der CDU-Senat nur die Unterschrift unter den Antrag. Den Grundsatzbeschluss gibt es bereits seit sechs Jahren: Am 18. September 2001 beschloss der damalige rot-grüne Senat die Bewerbung um den Unesco-Titel. Dann kam der Regierungswechsel, und seitdem passierte nichts mehr.
Das Wattenmeer an der Nordsee zwischen Dänemark und den Niederlanden ist die größte und ökologisch bedeutendste Sand- und Schlickwattfläche der Erde. In allen drei Staaten gibt es Nationalparkstatus. Es ist ein weltweit einmaliger Lebensraum für Millionen von Zugvögeln und eine Vielzahl bedrohter Tiere und Pflanzen. Hierfür trügen Deutschland sowie speziell die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg mit ihren regionalen Nationalparkausweisungen „international Verantwortung“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Der World Wide Fund for Nature (WWF) kritisierte gestern, dass das Weltnaturerbe „lokalpolitischen Ränkespielen zum Opfer fallen“ solle. Die Zuerkennung dieses Titels habe jedoch keinen Einfluss auf den Ausbau der Elbe, glaubt WWF-Geschäftsführer Eberhard Brandes.
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